Rapid-Präsident

Wie man die Gräben in Hütteldorf schließen will

APA/HERBERT PFARRHOFER
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Martin Bruckner ist der neue starke Mann beim SCR. Sein Anspruch "sicher unter den Top Drei zu sein“, wird mit Freude vernommen. Der ehemalige Finanzreferent, 54, sagt auch, dass er „die Weisheit nicht erfunden" habe. Aber, auch er wird nur an Titeln und dem Bau der Akademie gemessen werden.

Für Martin Bruckner hat am Montagabend ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Nach seiner durchaus knappen Wahl zum neuen Präsidenten von Fußball-Rekordmeister Rapid wartet auf den 54-Jährigen in den nächsten drei Jahren viel ehrenamtliche Arbeit. "Wir wollen den Weg konsequent weitergehen und die Veränderungen, die wir in unser Konzept geschrieben haben, Schritt für Schritt umsetzen", so Bruckner.

Die erste Aufgabe wird eine ganz andere sein. "Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt aufeinander zugehen und mit allen Rapidlern das Gespräch suchen, um Gräben wieder zuzumachen und uns unter dem Wappen wieder zu vereinigen", betonte der Neo-Club-Boss. Dazu zählt auch die Liste Grün Weiss von Roland Schmid, die mit 926:1.059 Stimmen den Kürzeren zog. "Wir werden nach diesem Wahlkampf in größerer Runde auf ein Bier miteinander gehen und auch deren Ideen mitnehmen", kündigte Bruckner an. "Wir nehmen gerne Rat von Anderen an, sind nicht die, die, die Weisheit erfunden haben."

Vor dem Wahltag schien das Rennen um die Nachfolge noch völlig offen. Im Gegensatz zum etwas nervös wirkenden Schmid sprach Bruckner dann im Wahlkampffinale vor der Stimmabgabe auch am Applaus erkennbar mehr Anhänger an. "Es war der erwartet knappe Ausgang. Aus unserem Gefühl heraus sind wir mit einem gewissen Nachteil in die Wahl gestartet, haben dann aber eine sehr gute Linie gefunden mit unseren Argumenten, unserem Konzept und haben auch mit der Präsentation heute viele Mitglieder auf unsere Seite gezogen", erläuterte der bisherige Finanzreferent der Wiener.

Sehr wichtig sei es auch gewesen, dass man die Kontinuität in der sportlichen Führung von Beginn an klargestellt habe. "Wir haben Experimente hinter uns, so etwas wollen wir nicht noch einmal haben", betonte Bruckner. Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic und Coach Dietmar Kühbauer sitzen also fest im Sattel und sollen auf dem Weg zum ersten Titelgewinn seit 2008 (Meister) tragende Rollen spielen. Bis dorthin müssen aber erst kleinere Etappenziele erreicht werden. Aktuell spielt man in der Liga nur die vierte Geige. "Unser Anspruch ist sicher unter den Top Drei zu sein, das ist eine ganz klare Ansage. Wir wollen ganz vorne mitspielen und wenn es die Möglichkeit gibt, um Titel mitspielen", verlautete Bruckner.

Am sportlichen Erfolg wird der Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG auch gemessen. Sein Vorgänger Michael Krammer hatte 2013 den Einzug unter die Top 50 Europas ausgegeben und war damit gescheitert. "Wir wollen uns den sportlichen Erfolg hart erarbeiten", sagte Bruckner. Sein Vizepräsident wird Nikolaus Rosenauer, Philipp Newald folgt ihm als Finanzreferent nach. Mit Gerald Willfurth ist erstmals ein Ex-Rapid-Spieler im Präsidium vertreten. Ein oftmals geäußerter Wunsch wurde Realität. "Ich werde mein Bestes geben, um den Verein sportlich wieder erfolgreich zu machen. Die besten Rahmenbedingungen dafür zu schaffen ist eines meiner primären Ziele", sagte der 57-Jährige, der Bindeglied zwischen Präsidium und Sportlicher Leitung sein wird.

Eine einheitliche Spielphilosophie soll auf dem Platz erkennbar sein und sich durch alle Teams ziehen. Ein anderes wichtiges Rapid-Thema in nächster Zeit ist die Einberufung eines Satzungskonvent. "Wir müssen Rapid ein rechtliches Korsett für das dritte Jahrtausend geben, damit trotz voranschreitender Professionalisierung die im Leitbild festgeschriebenen Rapid-Werte unverrückbar sind", gab Rosenauer Einblick.

Fad wird dem neuen Präsidenten also sicher nicht werden. "Ich werde mehr Arbeit haben, aber das habe ich schon gewusst, als ich kandidiert habe. Dem stelle ich mich gerne", erläuterte Bruckner. Stellen wird er sich zu Beginn auch intensiv den Medien. "Dann werde ich mich allerdings medial eher zurückziehen", kündigte Bruckner an. Bezüglich seiner Amtszeit nimmt er sich seinen Vorgänger als Vorbild. "Zweimal drei Jahre ist eine gute Zeit. In sechs Jahren bringt man schon sehr viele Energie auf, dann kann man auch einmal andere ans Ruder lassen", meinte Rapids Neo-Chef.

Völlig offen ist zum jetzigen Zeitpunkt ob es nach drei Jahren wieder zu einer Kampfabstimmung um das höchste Rapid-Amt kommen wird. "Diese Frage ist eine ganz wichtige. Ich würde das gerne ergebnisoffen diskutieren, bin der Letzte, der mit einer vorgefassten Meinung eine Diskussion abwürgen will", so Bruckner. Er selbst sei jedenfalls vom intensiven Wahlkampf gezeichnet. "Ich freue mich, dass ich jetzt einmal einen Tag ohne Stress aufwachen kann", so Bruckner. Der von vielen Rapid-Legenden unterstützte Schmid gab sich als fairer Verlierer und wird ab sofort wieder in die Rolle des Premium-Partners sowie Fan schlüpfen.

(FIN/APA)

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