Doping: Russlands Sport drohen Jahre der Isolation

APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV
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Russlands Dopingkrise spitzt sich zu: ein unabhängiges Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur, das „Compliance Review Committee“, empfahl, Russland für vier Jahre von allen Sportevents auszuschließen. Die Entscheidung fällt am 9. Dezember.

Juri Ganous, der Chef von Russlands Anti-Doping-Agentur (RUSADA), erwartet wegen des immer weitere Kreise ziehenden Skandals um Staatsdoping einen vierjährigen Sportbann für sein Land. "Das ist die Realität. Das stürzt uns für vier weitere Jahre in eine neue Anti-Doping-Krise", betonte Ganous am Dienstagvormittag in einem Gespräch mit der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Ein unabhängiges Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), das sogenannte Compliance Review Committee (CRC), hatte am Montag empfohlen, Russland für vier Jahre von internationalen Sportereignissen auszuschließen. Zudem soll es dem größten Land der Welt auch untersagt werden, in diesem Zeitraum internationale Sportwettkämpfe auszurichten.

Grund dafür waren die jüngsten Erkenntnisse einer seit Monaten dauernden WADA-Untersuchung zu den Moskauer Labor-Daten aus den Jahren 2012 bis 2015, die man im Jänner dieses Jahres erst mit einiger Verspätung erhalten hatte. "Moskaus Daten sind weder vollständig noch völlig authentisch", teilte das CRC dazu am Montag mit. Die Übermittlung dieser Daten war jedoch eine von der WADA festgelegte Bedingung für die Aufhebung früherer Sanktionen gegen die RUSADA, die das Zentrum des russischen Staatsdopingskandals rund um die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi bildete.

"Wir haben viele Probleme im Sportbereich, aber das schwierigste und tragischste ist, dass unsere Sportler Geiseln der Aktionen der Funktionäre geworden sind", erklärte Ganous. Bereits am 9. Dezember in Paris tritt das WADA-Exekutivkomitee zusammen, um die vom CRC empfohlenen Sanktionen in diesem "äußerst schwerwiegenden Fall" gegen Russland zu beschließen.

So sollen "Hunderte" verdächtiger Anti-Doping-Testergebnisse aus den Akten, die Moskau der WADA Anfang dieses Jahres vorgelegt hatte, verschwunden sein. Dafür sollen "erfundene Beweise" in die Datenbank aufgenommen worden sein, um den ehemaligen Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, in ein schlechtes Licht zu rücken. Rodschenkow hatte als "Whistleblower" dazu beigetragen, den Staatsdopingskandal aufzudecken. Der um sein Leben fürchtende 61-jährige Kronzeuge lebt nun an einem geheimen Ort in den USA.

Der Leichtathletik-Weltverband hatte vor vier Jahren für die erste harte Sanktion gegen Russland gesorgt, nachdem der Staatsdopingskandal ans Licht gekommen war. Seither dürfen russische Athleten nur unter neutraler Flagge an internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen teilnehmen, sofern sich einen Nachweis erbracht haben, dass sie in keiner Weise an Manipulationen beteiligt waren. Auch bei den Olympischen Winterspielen im Vorjahr in Südkorea durfte kein offizielles Team aus Russland antreten.

Dasselbe Schicksal droht der einst stolzen Sportnation nun auch bei den Sommerspielen 2020 in Tokio und bei den Winterspielen 2022 in Peking. Dazu kommt aber verschärfend die CRC-Empfehlung, dass Russland in den kommenden vier Jahren bis Ende 2023 auch keine internationalen Sportveranstaltungen ausrichten sollte. Diese bezieht sich ausdrücklich auch auf bereits vergebene Wettkämpfe, etwa die Fußball-EM-Spiele im kommenden Jahr oder das Champions-League-Finale der UEFA, das am 29. Mai 2021 ebenfalls in St. Petersburg stattfinden soll.

(FIN/DPA)

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