Klassik

Ein Heimspiel der Ungarn mit Klassik in Wien

Beethoven und die Politik einmal anders: Wie Sir András Schiff heutzutage mit Landsleuten musiziert.

Wenn virtuose Ungarn in die Haupt- und Residenzstadt einziehen, müsste einem gleich warm ums Herz werden: alles nett, sympathisch, familiär. Die Orchestermusiker singen sogar tonschön, wenn sie sich an Chören von Dvořák und Haydn versuchen, als hätten sie nichts anderes zu tun. Dabei geht es in diesem Programm – das Jubiläum rückt näher – um Beethoven; und um Politik: Die Entscheidung Sir András Schiffs, in seiner Heimat nicht mehr aufzutreten, solange Viktor Orbán dort das Sagen hat, ist zu respektieren. Doch scheint er unbedingt mit ungarischen Musikern Beethoven spielen zu wollen – also ließen sich findige Veranstalter ein exterritoriales Beethoven-Podium für Schiff und das Festival Orchester Budapest unter Iván Fischer einfallen – in Europa ist genügend Platz dafür, vielleicht kapiert das auch Herr Orbán . . .

Bestes Beispiel dafür war am Montag im Musikverein das G-Dur-Klavierkonzert in rarer Qualität mit vielen markanten Anzeichen von Atmosphäre, technischer Bravour und spielerischer Leichtigkeit im allerbesten Wortsinn. Wenn Beethoven hier der Dialektik zwischen Solist und Orchester neue, einzigartige Bahnen weist und dies vom Budapester Elite-Orchester in so klarem wie kommunikativem Ton mit aller Transparenz aufbereitet wird, antwortet Sir András mit seinem farbenprächtigen Bösendorfer einerseits kammermusikalisch verhalten, andrerseits mit Führungsanspruch in poetischen wie majestätischen Momenten.

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