People attend a demonstration against femicide and violence against women in Marseill
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Männer, die ihre Frauen ermorden: Was können wir gegen Gewalt tun?

Ein Bericht über Frauenmorde heizt die Debatte an: Was kann Österreich tun, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern? Diskutieren Sie mit!

Anfang des Jahres war das Entsetzen in Österreich groß: Innerhalb von zwei Wochen erstach in Amstetten ein Familienvater seine Frau, in Krumbach ein 42-Jähriger seine Exfreundin, erwürgte ein 19-Jähriger in Wiener Neustadt eine 16-Jährige, tötete ein Bruder am Wiener Hauptbahnhof seine Schwester. 51 Menschen wurden von Jänner bis Oktober in Österreich ermordet, 19 von ihnen waren Männer - und 32 Frauen. Täter sind oft der Partner oder Ex-Partner. In vielen Fällen waren sie bereits auffällig, wie ein aktueller Bericht der „Screening-Gruppe Frauenmorde“ zeigt. 

„Frauenmorde sind Verbrechen mit Ankündigung", schreibt Christina Imlinger in einem Kommentar. In Österreich seien Frauen nach wie vor „Gewalt in ungeheurem Maß ausgesetzt“, so Imlinger. Wunderbare Pläne würde es geben, allein das Geld fehle: „Höchste Zeit, das zu ändern."

Das Frauenministerium will in den kommenden Wochen Maßnahmen bekanntgeben. Das Bundeskriminalamt gab bereits  bekannt, dass sie die Tatwaffe Messer unter die Lupe nehmen will. Die "ständige Verfügbarkeit einer Stichwaffe im öffentlichen Raum" müsse thematisiert werden. Ein aktueller Fall reiht sich in die Serie: Eine fünffache Mutter wurde von ihrem Mann am 27. November in Wien erstochen. Auch das ein Mord mit Ankündigung: Der Sohn suchte schon zuvor Hilfe. 

Nur die Spitze des Eisbergs

Die Morde sind nur die Spitze des Eisbergs: Laut einer EU-Studie erlebt jede fünfte Frau Gewalt in der Partnerschaft, quer durch alle Schichten.  Eine Anlaufstelle, die sich bewährt hat sind die Frauenhäuser, die im Vorjahr ihr 40-jähriges Jubliäum feierten. Seitdem habe sich viel getan, doch nun drohe ein Rückschritt, warnt Andrea Brem vom Verein Wiener Frauenhäuser in einem „Presse"-Gespräch.

Der Psychologe Josef Christian Aignerschreibt indes in einem Gastkommentar, dass die derzeitige „kritische“ Männerforschung, die Männer im Patriarchat generell als „problembehaftet“ betrachtet, nicht zum Ende der Gewalt beiträgt: „Auch wenn eine Mehrheit der Gewalttätigen männlich ist – die große Mehrheit der Männer missbraucht, vergewaltigt, schlägt und misshandelt nicht."

Der Schriftsteller Egyd Gstättner meinte heuer in einem Gastkommentar: „Die Zunahme männlicher Gewalt gegen Frauen in unserem Land ist nicht gewachsen, sondern importiert.“ Und weiter: „Ich verwende 'Weichei' als Ehrenwort“.

Auch Kolumnistin Anneliese Rohrer befasst sich immer wieder mit dem Thema Gewalt gegen Frauen, schrieb zuletzt sogar, dass „Österreich zur Republik der Mörder“ entwickle. Anfang des Jahres meinte Rohrer: „Es stimmt, ein Viertel der Fälle betreffen Flüchtlinge. Das wird auch gern und oft angeführt, wenn man nachfragt, warum Österreich bei diesen Verbrechen 2018 einen EU-Spitzenplatz erreichte, auf den es gern verzichten könnte. Nur, auch andere Länder haben Asylsuchende aufgenommen, auch andere Staaten haben Probleme mit Flüchtlingen – und dennoch in Relation zur Bevölkerung geringere Mordraten."

(sk)

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