Interview

Anke Blietz: „Die Bildungspolitik ist gefordert“

„Ein ganz wichtiger Rat an alle Unternehmerinnen: Vernetzt euch!“, sagt Anke Blietz, Chief Operating Officer DACH, Lowell Group.
„Ein ganz wichtiger Rat an alle Unternehmerinnen: Vernetzt euch!“, sagt Anke Blietz, Chief Operating Officer DACH, Lowell Group.(c) Lowell Group, WK Schwaz
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Erfolgreiche Unternehmerinnen sind durch ihre Vorbildwirkung besonders wichtig für die gesamte Wirtschaft, sagt Anke Blietz, Lowell Group.

Warum ist der Unternehmerinnen-Award für Sie wichtig?

Anke Blietz, COO DACH-Region, Lowell Group: Nun, ohne den Unternehmerinnen-Award hätten wir wohl kaum dieses Gespräch geführt, ich sehe ihn somit als ein enorm wichtiges Instrument für die öffentliche Wahrnehmung des Themas. Ich kenne unzählige weibliche Führungskräfte, die in ihren Unternehmen Großartiges leisten und durch den Award die Gelegenheit erhalten, diese Erfolge und ihr Potenzial nach außen zu kommunizieren. Diese Unternehmerinnen dienen wiederum als Vorbilder für andere Frauen, sich beruflichen Herausforderungen zu stellen und in Führungspositionen vorzudringen. Ganz persönlich freue ich mich natürlich auf die Möglichkeit, mich mit interessanten Persönlichkeiten auszutauschen und dabei mitzuhelfen, ein wachsendes Netzwerk für Frauen in der Wirtschaft zu etablieren.

Welchen Stellenwert hat Chancengleichheit bei Lowell?

Wer durch unsere Büros läuft, sieht, dass bei Lowell deutlich mehr Mitarbeiterinnen als Mitarbeiter tätig sind – etwa zwei Drittel unserer Belegschaft sind Frauen. Deren emotionale Intelligenz, also in erster Linie die Fähigkeit zu Empathie, erweist sich im Kontakt mit unseren Konsumenten immer wieder als sehr hilfreich. Zudem legen wir großen Wert darauf, unseren Mitarbeiterinnen Karrierewege innerhalb des Unternehmens aufzuzeigen – viele unserer operativen Führungskräfte sind Frauen, die ursprünglich als Callcenteragenten oder Sachbearbeiter bei uns angefangen haben. Gänzlich unabhängig vom Geschlecht müssen natürlich viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Berufs- und Privatleben miteinander vereinbaren. Lowell bietet zum Beispiel flexible und kurzfristig umstellbare Teilzeitmodelle, Gleitzeit und ein Sabbatical Year an.

Sehr viele Unternehmerinnen sind EPU oder Start-ups. Worauf müssen sie besonders aufpassen?

Ein ganz wichtiger Rat an alle Unternehmerinnen: Vernetzt euch! Und pflegt und erhaltet diese Netzwerke! Und seid mutig und redet offensiv über eure Erfolge. Auch wenn Frauen oftmals als gute Diplomaten gelten, gehört auch einmal ein klares „Nein!“ zum Arbeitsalltag dazu. Seid bereit, Fehler zu machen und diese einzugestehen. Im operativen Tagesgeschäft empfehle ich realistische Businesspläne und die Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern. Zudem ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und sich auf Ziele zu fokussieren, um nicht zu lang „im“, sondern auch „am“ Unternehmen zu arbeiten.

Die Lowell Group ist international erfolgreich. Wie sehen Sie den Wirtschaftsstandort Österreich?

Österreich sieht sich in vielen Punkten mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie seine europäischen Nachbarn. An der einen oder anderen Stelle würde ich mir aktuell pragmatischere Lösungen und einen Abbau der Bürokratie wünschen – damit allein ließe sich schon viel gewinnen. Eine große Herausforderung besteht für viele Branchen im Mangel an geeigneten Fachkräften. Hier ist die Bildungspolitik gefordert: Mit zukunfts- und marktorientierten Bildungsprogrammen kann die österreichische Wirtschaft weiter Boden gutmachen. Auf der anderen Seite zählt Österreich zu den höchstentwickelten Standorten mit seiner gut ausgebauten allgemeinen Infrastruktur und ist ein idealer Zugang zu den mittel- und osteuropäischen Ländern und einer wirklich hohen Arbeitsproduktivität.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2019)

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