US-Künstler Sterling Ruby lancierte heuer seine eigene Modelinie und lieferte damit einen interessanten Präzedenzfall. Eine Einordnung anlässlich der Art Basel Miami.
Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, eher eine sich langsam entwickelnde Romanze – die mit der Zeit immer leidenschaftlicher wurde. Die Rede ist, wenige Tage vor Beginn der Art Basel Miami Beach am 5. Dezember, von der innigen Umarmung der Mode und der Kunst. Einst gab es da etwa die Kleiderkreationen von Gustav Klimt für Emilie Flöge, den Filzanzug von Joseph Beuys, Kleidung als Mittel der Selbstdarstellung in Interventionen und Performances. Auf der anderen Seite holte Elsa Schiaparelli sich Salvador Dalí als Kokreateur ins surrealistische Modeboot (das Hummerkleid!), Yves Saint Laurent schuf eine poppige Mondrian-Kollektion, und in den Neunzigerjahren gelangte das beliebte „Künstler gestaltet Handtasche"-Kooperationsmodell zu seiner Hochblüte. Als früher Pionier gilt das Maison Louis Vuitton: Unter Federführung von Marc Jacobs entstanden Projekte mit Richard Prince, Yayoi Kusama, Takashi Murakami, Sylvie Fleury, Cindy Sherman und vielen anderen.
Manche Marken, etwa Hugo Boss, stellen ihr Engagement im Kunstbereich durch eigene Preise und Jungkünstler-Stipendien unter Beweis. Miuccia Prada hingegen trennt strikt zwischen ihrem Modeimperium und den Ausstellungsaktivitäten der Fondazione Prada – so strikt zumindest, dass man nach Handtaschen mit Motiven ausgestellter Künster vergeblich suchen wird. Und dann gibt es natürlich noch einen sehr prominenten Präzedenzfall für die Grenzüberschreitung in die andere Richtung: Helmut Lang deutete sich, nachdem er der Modewelt den Rücken gekehrt hatte, erfolgreich zum bildenden Künstler um und taucht so gut wie nie mehr im Fashionkontext auf.