Kommentar

Würde Pathos kalorische Energie erzeugen, hätten wir keine Umweltprobleme

Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen REUTERS
  • Drucken

Von „Green New Deal“ bis „Klimanotstand": Klimapolitik wird nicht mit großen Gesten und hohlen Phrasen gemacht.

Würde Pathos kalorische Energie erzeugen, dann hätte die Menschheit keine Umweltprobleme mehr. Man müsste nur all jene zahlreich vorhandenen Vertreter der politischen Klasse, die sich in der Pose des mutigen Kämpfers gegen die Erderwärmung gefallen, ans Netz anschließen – Ölheizungen und Kohlekraftwerke wären mit einem Schlag überflüssig. Doch leider werfen hohle Phrasen nur leere Kalorien ab.

Womit wir bei Ursula von der Leyen angelangt wären, die auch gerne in den rhetorischen Baukasten zu greifen scheint: Man nehme zwei wohlklingende Begriffe und flechte aus ihnen eine Wortgirlande – fertig ist der „Green New Deal“. Substanziell ist an diesem neuen Deal zunächst einmal gar nichts, aber er ist grün und klingt gut. Fast genauso gut wie „Klimanotstand“.

»Mittlerweile muss man für jeden Politiker dankbar sein, der es bei großen Gesten belässt und die Experten in Hinterzimmern ungestört arbeiten lässt. «

Was genau sich hinter von der Leyens Wortschöpfung verbirgt, wird sich noch weisen. Mittlerweile muss man aber für jeden Politiker dankbar sein, der es bei großen Gesten belässt und die Experten in Hinterzimmern ungestört arbeiten lässt. Jene Fachleute, die für die kleinen, aber umso effektiveren Maßnahmen verantwortlich sind – für bessere Energieeffizienz bei Elektrogeräten, für nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft, für Recycling.

Viele wirksame Waffen im Kampf gegen den Klimawandel sind unsichtbar. Und das ist vermutlich auch besser so.

michael.laczynski@diepresse.com

>>> Mehr Kommentare

Mitreden

Was Leser und Kommentatoren zum Thema sagen: Brauchen wir den Klimahype?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das EU-Parlament stimmte für den "Klimanotstand".
Klima

EU-Parlament ruft den "Klimanotstand" aus

Die Resolution fordert konkrete Maßnahmen von der Kommission ein. Es handelt sich um einen symbolischen Akt, der von der Frage ablenkt, wie Emissionen reduziert werden sollen.
Symbolbild: Ein Landwirt pflügt sein trockenes Feld
Umfrage

Europäer sorgen sich um Umwelt und Arbeitsplätze

Bertelsmann-Stiftung fragte EU-weit nach dringendsten Herausforderungen für die Union.
Europa

"Die Welt braucht unsere Führung": Von der Leyen geht mit Elan ans Werk

Die neue EU-Kommissionspräsidentin verspricht in ihrer Antrittsrede einen Wandel. Im EU-Parlament bekam sie fast eine Zweidrittelmehrheit.
Umweltschutz

Greenpeace zu neuem Klimaplan: "Absolut mangelhaft"

Österreich fahre "mit leeren Händen" zur Weltklimakonferenz nach Madrid, kritisiert  die Umweltschutzorganisation.
Ursula von der Leyen, die Nachfolgerin von Jean-Claude Juncker, will das Image der Brüsseler Behörde verbessern.
Neue EU-Kommission

Von der Leyen, die konfliktscheue Präsidentin

Die erste Präsidentin der Europäischen Kommission tritt ein schweres Amt an. Ursula von der Leyen wird neuen Streit meiden und bestehenden beizulegen versuchen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.