Von „Green New Deal“ bis „Klimanotstand": Klimapolitik wird nicht mit großen Gesten und hohlen Phrasen gemacht.
Würde Pathos kalorische Energie erzeugen, dann hätte die Menschheit keine Umweltprobleme mehr. Man müsste nur all jene zahlreich vorhandenen Vertreter der politischen Klasse, die sich in der Pose des mutigen Kämpfers gegen die Erderwärmung gefallen, ans Netz anschließen – Ölheizungen und Kohlekraftwerke wären mit einem Schlag überflüssig. Doch leider werfen hohle Phrasen nur leere Kalorien ab.
Womit wir bei Ursula von der Leyen angelangt wären, die auch gerne in den rhetorischen Baukasten zu greifen scheint: Man nehme zwei wohlklingende Begriffe und flechte aus ihnen eine Wortgirlande – fertig ist der „Green New Deal“. Substanziell ist an diesem neuen Deal zunächst einmal gar nichts, aber er ist grün und klingt gut. Fast genauso gut wie „Klimanotstand“.
»Mittlerweile muss man für jeden Politiker dankbar sein, der es bei großen Gesten belässt und die Experten in Hinterzimmern ungestört arbeiten lässt. «
Was genau sich hinter von der Leyens Wortschöpfung verbirgt, wird sich noch weisen. Mittlerweile muss man aber für jeden Politiker dankbar sein, der es bei großen Gesten belässt und die Experten in Hinterzimmern ungestört arbeiten lässt. Jene Fachleute, die für die kleinen, aber umso effektiveren Maßnahmen verantwortlich sind – für bessere Energieeffizienz bei Elektrogeräten, für nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft, für Recycling.
Viele wirksame Waffen im Kampf gegen den Klimawandel sind unsichtbar. Und das ist vermutlich auch besser so.
michael.laczynski@diepresse.com
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