Es regnet. Vor einem Fenster der Tate Modern sogar unablässig. Ólafur Elíasson ist an das Museum zurückgekehrt, an dem seine Karriere begann.
Kein anderer Künstler steht so für die Kunst der 2000er wie Ólafur Elíasson mit seinen erlebnisorientierten Installationen, die all das bedienen und triggern, was heute von Kunst eingefordert wird: Spektakel, Wissenschaft, politische Korrektheit. Es ist kein Zufall, dass auch die Tate Modern in London auf Museumsebene weltweit einen ähnlich einflussreichen Platz belegt. Die beiden Phänomene, Elíasson und Tate, sind eng miteinander verbunden.
2003 war es, als Elíasson in der riesigen Tate-Turbinenhalle eine neue Benchmark sowohl in der Wahrnehmung von Kunst sowie der Kunst der Wahrnehmung an sich setzte: „The Weather Project“, ein die gesamte Halle atmosphärisch einnehmender Sonnenauf- oder Sonnenuntergang, je nach eigener Stimmungslage, sahen unglaubliche zwei Millionen Leute. Man legte sich am Boden auf den Rücken oder stand und staunte, verweilte, kam wieder. Es war die Geburt von dem, was wir heute so gern „immersiv“ nennen in der Kunst – also das völlige Eintauchen in eine andere, künstliche Welt.