Morgenglosse

Dilettantischer roter Putsch, dilettantische rote Geschäftsführung

Pamela Rendi-Wagner
Pamela Rendi-Wagner APA (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Es ist ein öffentliches Schauspiel, das erbarmungswürdiger nicht sein könnte: die österreichische Sozialdemokratie im Modus der Selbstzerstörung. Oder wie es André Heller formuliert: Das Haus brennt lichterloh, alle rennen mit leeren Schläuchen herum und schreien einander an.

Jüngster Akt des pyromanischen Dramas: Eine Gruppe, bestehend aus den üblichen Intriganten, also selbst gefallenen Funktionären, Beratern und erfolglosen Landesparteichefs haben versucht, Pamela Rendi-Wagner zum Rücktritt zu zwingen. Bisher erfolglos. Den Putschisten fehlte weder Energie noch Empörung aber Strategie und vor allem ein Kandidat.

Beides gilt als Grundvoraussetzung für eine erfolglose Operation. Sie haben bisher nicht einmal die notwendige Anzahl von fünf Landesparteien, um einen Sonderparteitag mit Ab- oder Neuwahl beantragen zu können. Genau die hatte ein gewisser Christian Kern einst gegen Werner Faymann beisammen gehabt, wie klein die Landesparteien waren oder wären, zählt(e) übrigens nicht.

Die Verantwortung für diesen massiven internen Aufstand trägt auch Rendi-Wagner selbst. Stil und Methode, mit der sie, oder besser: Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch die Sparmaßnahmen in der SPÖ umsetzt, sind beschämend schlecht. Kündigungen sind manchmal, im konkreten Fall sicher, notwendig. Dass sie am Ende des Jahres und des vierten Quartals und damit vor Weihnachten durchgeführt werden müssen, hat weniger mit Härte denn mit Kündigungsregelungen und vor allem Fristen zu tun.

Dass die Mitarbeiter, bevor man sie informiert, beim AMS und beim Betriebsrat gemeldet werden müssen, ist nicht unmenschlich, sondern Vorschrift. Aber dass man sie mittels schlecht formulierten und tollpatschig nur namentlich personalisierten Mails informiert, ist ein verheerender handwerklicher Fehler. Wieder einer. Das haben sich Mitarbeiter nicht verdient. Rendi-Wagner auch nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Parteichefin Pamela Rendi-Wagner
Rote Zukunft

"Keine Abmontage der Vorsitzenden": SPÖ-Präsidium tagt

Das Präsidium bespricht heute die „finanzielle Genesung“ und „inhaltliche Erneuerung“ der SPÖ. Parteichefin Rendi-Wagner gibt sich kämpferisch und will „die öffentliche Selbstbeschäftigung“ beenden.
Morgenglosse

So wie bei Faymann

Teile der SPÖ-Basis haben schon einmal einen Parteichef weggeputscht. Gebracht hat es ihnen nichts.
Gastkommentar

Exodus der Funktionäre: Die Farbe Rot im freien Fall

Das Zerbröseln der SPÖ ist jener Fehleinschätzung geschuldet, wonach alles beim Alten bleiben müsse.
Unter Druck: SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner
SPÖ in der Krise

Rendi-Wagner: "Es ist eine schwere Zeit ... ich habe eine Aufgabe"

Ungeachtet der parteiinternen Kritik aufgrund von Wahlniederlagen und Sparkurs lehnt die SPÖ-Chefin einen Rücktritt ab. Und bekommt Rückendeckung.
Doris Bures
SPÖ

Doris Bures: Stütze und Bürde für Rendi-Wagner

Sie ist die mächtigste Frau der SPÖ: Doris Bures – mehr als eine zweite Nationalratspräsidentin. Christian Kern etwa kann ein Lied davon singen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.