Notruf-Vorfall

Steirischen Polizeidirektor holt Vergangenheit ein

Die Presse
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Der hochrangige Beamte fiel bereits früher negativ auf - etwa durch rassistische Aussagen.

Nachdem ein Mitschnitt eines Notrufs für Aufregung sorgte, bei dem ein hochrangiger Polizeibeamter einen jungen Kollegen schikanierte, zieht die Affäre weiter Kreise. Im Mittelpunkt: der am Telefon ausgerastete  steirische Polizei-Vizedirektor Alexander Gaisch.

Wie die Zeitung „Krone“ berichtet, könnte der private Anruf des Polizeidirektors ein Amtsmissbrauchsverfahren nach sich ziehen. Eine anonyme Anzeige gegen Gaisch wurde bei der Staatsanwaltschaft eingebracht, die nun die Sache überprüft. Es geht um den Verdacht der Nötigung. Zudem soll sich Gaisch nie bei dem jungen Kollegen entschuldigt haben.

Auch mehrere Vorfälle aus der Vergangenheit dürften den Polizeidirektor nun einholen: Das geht unter anderem aus einer parlamentarischen Anfrage hervor, die vom grünen Nationalratsabgeordneten David Stöglmüller am Donnerstag an den Innenminister eingebracht wurde. Neben der Frage nach Konsequenzen nach dem Notruf-Vorfall heißt es darin: „Dabei handelt es sich hierbei nicht um einen Einzelfall. Herr Gaisch fiel des Öfteren negativ auf.“

Rassistische Aussagen

So soll Gaisch im Jahr 2012 der Leiterin einer Kinderkrippe gedroht haben, sie anzuzeigen, nachdem seine Tochter von einem Buben ins Gesicht geschlagen wurde. Die Kleine Zeitung berichtete über den Vorfall, den Gaisch im Nachhinein abschwächte.

Außerdem war Gaisch mehrmals durch rassistische Aussagen aufgefallen. Im Jahr 2005 beschrieb er einen mutmaßlichen Täter mit dem Begriff „Zigeunertyp“, der eine „leicht dunklere Hautfarbe als der typische Vertreter der europiden Menschenrasse“ habe und „oft musizierend" in der Grazer Innenstadt zu finden sei. In einem Interview der „Kleinen Zeitung" im Jahr 2011 - er war zu der Zeit Grazer Polizeichef - sprach er von einer bevorstehenden Unterwanderung der österreichischen Gesellschaft durch Muslime (siehe dazu ein Bericht des ORF). Der Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz sowie Vertreter der muslimischen Glaubensgemeinschaft hatten die Aussagen scharf kritisiert.

Krank gemeldet

Gaisch wurde nach Bekanntwerden des Notrufs der Landesstelle des Bundesamtes für Asyl- und Fremdenwesen zugeteilt, befindet sich aber derzeit im Krankenstand. Polizeigewerkschafter Eduard Tschernko rechnet mit weiteren disziplinären Maßnahmen. Darüber entscheiden soll eine Disziplinarkommission.

>> Parlamentarische Anfrage der Grünen

(twi)

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