Das Management der Billig-Airline erhöht den Druck gegen die Mitarbeiter und deren Vertretung und greift zu einem ungewöhnlichen Mittel. Es ficht die Betriebsratswahl vor Gericht an.
„Einfach ignorieren": So reagierte Ryanair-Boss Michael O'Leary vor kurzem auf die Frage, wie er denn den - von Anfang an umstrittenen - neuen Betriebsrat der österreichischen Rynair-Tochter Lauda sehe. Dass O'Leary nicht gerade ein Freund von Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen ist, ist seit dem Arbeitskampf mit vielen Streiks in der größten europäischen Billig-Airline bekannt. Jetzt hat die Lauda-Führung jedoch einen Schritt gesetzt, der in der heimischen Wirtschaftswelt eher ungewöhnlich ist: Sie ficht die Betriebsratswahl, die am 9. Oktober stattfand, vor Gericht an.
Die Anfechtung wurde am 8. November, zwei Tage vor Ablauf der dafür vorgesehenen Frist eingebracht, berichtet das Online-Portal „AviationNet". Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Vida haben nun durch die Zustellung davon erfahren. Daniel Liebhart, in der Gewerkschaft Vida für Luftfahrt zuständig, sieht darin einen weiteren Akt der Lauda- und Ryanair-Führung, den Druck auf die Belegschaft zu erhöhen. Das habe mit dem Sparpaket begonnen, gehe mit den Leiharbeitsverträgen für neue Mitarbeiter weiter und der Drohung O'Learys, bei weiteren Verlusten die Lauda-Flotte nicht aufzustocken. Der - vorläufige - Gipfel sei nun die Anfechtung. „Das ist glatte Angstmache“, sagt Liebhart zur „Presse“. Mitarbeiter sollen offenbar so unter Druck gesetzt werden, ihre Rechte nicht auszuüben.
„Wir in der Vida geben dem Betriebsrat Rechtsschutz und prüfen nun verschiedene Optionen“, sagt Liebhart. Der Betriebsrat bleibe natürlich weiter im Amt, er sei für alle Belange der Arbeitnehmer weiter zuständig und müsse bei Kündigungen eingebunden werden. Die Anfechtung bedeute nicht das Ende des Betriebsrats. Das würde erst eintreten, sollte die Lauda-Führung Recht bekommen, so die Vida.
Trotz Kündigung kandidiert
Die Vorgeschichte: Unter der Bezeichnung „Laudamotion Crew Workcouncil“ stellten sich insgesamt 16 Lauda-Mitarbeiter zur Wahl. Dabei kandidierten die ersten acht Mitarbeiter für aktive Positionen und die auf neun bis 16 gelisteten als Ersatzmitglieder. Unter den aktiven befinden sich sieben Flugbegleiter und ein Pilot. Just als Vorsitzende kandidierte eine Flugbegleiterin, die gekündigt worden war, obwohl sie schon Betriebsrätin war und daher einen besonderen Kündigungsschutz genoss. Das entsprechende Verfahren ist schon anhängig.
Lauda-Geschäftsführer Andreas Gruber argumentiert dennoch gegenüber „AviationNet", dass „Ex-Mitarbeiter, die nicht mehr in unserem Unternehmen tätig sind, sich entschlossen haben, zum Betriebsrat zu kandidieren. Das geht einfach nicht.“ Außerdem verweist das Management auf eine zu hohe Zahl an Betriebsräten. Man habe das Wahlkomitee wiederholt zu einem Treffen eingeladen, um eine aktuelle Liste von Mitarbeitern - und damit Betriebsräten - zu erstellen. Dies sei nie geschehen. Der Hintergrund: Auf mehrfache Anfrage war immer von rund 400 Mitarbeitern bei Lauda die Rede. O'Leary hatte zuletzt allerdings nur von 200 gesprochen.
Gruber peilt eine Lösung mit einer Neuwahl an, die dann anerkannt werde. Liebhart geht freilich davon aus, dass „wir einander vor Gericht treffen“.
250 Millionen Verlust
Im Unterschied zu den Billig-Konkurrenten Level und WizzAir hat Lauda seit rund einem Jahr einen Kollektivvertrag - und war auch stolz darauf. Er wurde abgeschlossen, als die Ryanair schon an Bord war. Die erhöht angesichts der hohen Verluste von rund 250 Millionen Euro in drei Jahren (bis 2020) den Druck und fordert mehr Effizienz. Zum einen, dass neue Mitarbeiter nur mehr über die irische Tochter Crewlink per Leiharbeitsvertrag angestellt werden. Zum anderen hat das - von offizieller Seite unbestätigten - Meldungen des Verbands österreichischer Verkehrspiloten (ACA) zur Folge, dass Flugpersonal auch krank fliegen soll.