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Steuerberater: Es braucht Sitzfleisch im Steuerlabyrinth

„Man muss dauernd fachlich dabei bleiben“, sagt Steuerberater David Gloser. Das erfordere eine „gewisse Bereitschaft zum Leiden“.
„Man muss dauernd fachlich dabei bleiben“, sagt Steuerberater David Gloser. Das erfordere eine „gewisse Bereitschaft zum Leiden“.(c) Mirjam Reither
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David Gloser gilt als Role Model eines Steuerberaters. Der 47-Jährige war schon als Kind von Zahlen fasziniert, nach dem Studium machte er sich selbstständig. Ehrgeiz und Expertise sieht er für den Erfolg im Job ausschlaggebend.

Dass David Gloser einmal selbst beruflich mit Zahlen zu tun haben würde, war dem gebürtigen Scheibbser recht früh vorherbestimmt: Als Enkel eines leitenden Beamten im Finanzamt in Scheibbs war der heute 47-Jährige schon als Kind fasziniert, wenn sein Großvater „am Wochenende mit der alten Schreibmaschine im Garten gesessen“ ist und sich „aus höchstgerichtlichen Erkenntnissen Leitsätze herausgeschrieben“ hat. Der Opa, „ein eifriger Finanzbeamter“.

Nach der HAK in Ybbs ging Gloser nach Wien, um BWL zu studieren. Schon während des Studiums begann er bei einem der „Big Four“ in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, nämlich KPMG, Erfahrung zu sammeln. 1998 absolvierte er die Prüfung zum Steuerberater, 2000 stieg er als Partner in die Kanzlei eines Kollegen ein, die damals noch stark im Ärztebereich tätig war. Seit 2004 gehört die Steuerberatung zum weltweit agierenden Ecovis-Netzwerk. Durch Gloser wurde die Ausrichtung breiter: „Meine Aufgabe war es, neben den Ärzten auch andere Bereiche zu entwickeln. Das ist uns ganz gut gelungen.“

Role Model mit Ehrgeiz und Sitzfleisch

Mittlerweile beschäftigt Ecovis Austria an sechs Standorten 140 Mitarbeiter. Zu ihren Kunden zählen KMU, Immobilienfirmen sowie prominente Investoren und Start-ups. Dass Gloser als Role Model eines Steuerberaters gilt, kommentiert er mit der Universalität seiner Tätigkeit: „Vielleicht deshalb, weil ich immer schon sehr breit aufgestellt war. Man muss schnell vernetzt denken können.“ Eine „sehr dynamische Arbeitsweise“ sei von Vorteil, auch „dass man aktiv auf die Klienten zukommt“.

Eine gewisse Kommunikationsfähigkeit sei deshalb entscheidend, denn „als Berater muss man mit einem Professor, mit einem Installateur oder mit einem Vorstand reden und sich in denjenigen hineindenken können.“ Die Beratungskomponente sei „schon sehr wichtig“. Spaß am Job mache ihm vor allem „die tägliche soziale wie intellektuelle Herausforderung, die man mit einer gewissen Schnelligkeit lösen muss.“ Allerdings habe sich die Branche – durch ein Mehr an Gesetzen, vor allem infolge der Finanzkrise – auch sehr verändert. Der Konkurrenzdruck steigt. „Es wird immer härter. Das ganze Umfeld war früher schon rosiger.“

Beruf: Steuerberater

Anforderungen/Skils

  • Interesse an Steuerrecht
  • Gewissenhaftigkeit
  • Beratungskompetenz und fachliches Know-how
  • Kommunikationsfähigkeit

Ausbildung:

Studium des Wirtschaftsrechts, auch BWL, Jus und entsprechende FH-Studiengänge. Voraussetzung für die Zulassung als Steuerberater sind drei Jahre Berufserfahrung und die Absolvierung fünf schriftlicher Teilprüfungen sowie einer mündlichen, kommissionellen Prüfung.

Gehaltsaussichten:

Die Einstiegsgehälter bewegen sich zwischen 2600 und 3200 Euro brutto monatlich in einem Angestelltenverhältnis. Das hängt mitunter auch vom Abschlussgrad ab (Bachelor oder Master).

Junge müssen nicht mehr „reinhackeln“

Erfolg in der Branche habe, sagt Gloser, stets etwas mit fachlicher Expertise und rhetorischen Qualitäten zu tun. Allerdings: „Vom Himmel fällt man als Steuerberater eh nicht. Man muss dauernd fachlich dabei bleiben.“ Das erfordere, insbesondere zu Beginn der Tätigkeit, eine „gewisse Bereitschaft zum Leiden“. Oft müsse man „am Abend zu Hause lernen und nachdenken“. Dieses Sitzfleisch brauche es jedoch, „um ein erfolgreicher Steuerberater zu sein“.

Der Ehrgeiz zeichnet Gloser aus. Als Junger war für ihn schon bei KPMG klar, „dass ich irgendwo einmal Partner werden will“. In diesem Punkt habe bei der nachstrebenden Generation ein Umdenken eingesetzt: „Da merken wir, dass ein gewisser Anteil der Jungen diesen Anspruch nicht hat.“ Früher habe er sich beim Chef entschuldigt, wenn er um 19 Uhr nach Hause ging. Heute sei das anders, „die sind halt dann um 18 Uhr im Fitnesscenter“. In seiner Generation gebe es einen „viel stärkeren Drang, etwas zu werden“. Die meisten Jungen aber befänden sich heute in einer „finanziellen Situation, wo das totale Reinhackeln nicht unbedingt notwendig ist“. Dass das Streben der Jüngeren nach einer höheren Work-Life-Balance jedoch auch seine Berechtigung hat, räumt Gloser etwas widerwillig ein: „Das kann man ja nicht verurteilen. Vielleicht waren ja wir damals verrückt.“

Einblick

„Wer Steuerberater werden will, sollte eine gewisse Liebe zu Zahlen und zur steuerrechtlichen Materie mitbringen. Auch der Umgang mit Klienten sollte einem liegen. Wirtschaftsrecht wäre eine ideale akademische Vorbereitung, aber auch Jus, BWL sowie beispielsweise die FH Steyr bieten eine gediegene Ausbildung. Vor der Zulassung als Steuerberater sind drei Jahre Berufserfahrung und fünf schriftliche sowie eine mündliche Prüfung zu absolvieren. Wer sein eigenes Unternehmen in der Steuerberatung auf selbstständiger Basis oder als Partner in einer Kanzlei aufbauen will, hat hier optimale Voraussetzungen. Der Wirtschaftstreuhandbereich ist zudem eine ausgezeichnete Ausbildung für andere Branchen.“

Matthias Schulmeister, Schulmeister Management Consulting GmbH

Herausforderung Recruiting

Den veränderten Ansprüchen der Mitarbeiter gegenüber, insbesondere jenen, die die Digitalisierung bedingt, betont Gloser jedenfalls offen zu sein – Stichwort Home-Office: „Wir haben für viele Mitarbeiter diesen Zugang eingerichtet. Da bin ich auf jeden Fall flexibel.“ Dennoch betont er: „Wenn jemand wirklich etwas werden will, wird er einen gewissen Übereinsatz zeigen müssen.“

Dass die demografische Veränderung die Verhandlungsposition der Berufsanwärter weiter stärkt, weiß Gloser aber: Recruiting sei im Augenblick das zentrale Thema. „Die Suche nach Kollegen ist sehr schwierig,“ sagt er. Nur ein gutes Betriebsklima mache es möglich, im „War for Talents“ zu reüssieren. Einen rauen Ton im Umgang „kann man sich heute nicht mehr erlauben“.

Als Vorteile einer mittelgroßen Kanzlei wie Ecovis nennt er die hohe Themenvielfalt und Flexibilität. Die Suche nach Talenten bleibe aber in den kommenden Jahren „die größte Herausforderung“. Dafür gibt es nun auch eine eigene Mitarbeiterin für den HR-Bereich. „Wir greifen aber auch auf Personalberater zurück, weil man das allein nicht stemmen kann“, sagt Gloser. Die Herausforderung der Talentsuche nimmt er – wie andere Challenges auch – aber gern an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2019)

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