Mordermittlungen stürzen Regierung in die Krise.
Valletta. Der Regierungschef der Mittelmeerinsel Malta, Joseph Muscat, steht lokalen Medien zufolge kurz vor einem Rücktritt. Der Druck auf ihn ist in den vergangenen Tagen enorm gestiegen: Zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia geriet die Regierung immer schneller in den Strudel der Ermittlungen. Zuletzt nahmen die Beamten den früheren Stabschef von Muscat, Keith Schembri, fest, nachdem dieser von seinem Posten zurückgetreten war. Ihm wird vorgeworfen, Schmiergelder von einem Geschäftsmann angenommen zu haben. Er ist wieder auf freiem Fuß.
Den Namen Schembri, er gilt als Muscats rechte Hand, nannte auch Yorgen Fenech, ein prominenter Geschäftsmann, der vergangene Woche festgenommen wurde. Für seine Begnadigung will er Informationen an die Ermittler liefern, die ein korruptes System rund um Muscat aufdecken sollen. Über Korruption berichtete auch Galizia; sie starb im Oktober vor zwei Jahren, als ihr Auto in die Luft gesprengt wurde. Zwar wurden drei Männer festgenommen, aber wer hinter dem Mord steht, ist bis heute nicht klar.
Eine mögliche Begnadigung Fenechs hat Muscats Kabinett am Freitag jedenfalls abgelehnt. Fenech hatte auch die Namen des Tourismusministers Konrad Mizzi sowie des Wirtschaftsministers Chris Cardona genannt. Ersterer ist inzwischen zurückgetreten, Cardona hat sein Amt ruhend gestellt. Alle Beteiligten weisen Anschuldigungen von Korruption zurück. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2019)