Drei Minuten zwischen Tod und Leben

„Zum Künstler muss man sich erziehen.“ Kaufmann, Horowitz.
„Zum Künstler muss man sich erziehen.“ Kaufmann, Horowitz.(c) Nachlass Nico Kaufmann
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Wer will zu Lebzeiten erfahren, nie existiert zu haben? Vladimir Horowitz, sein erster Schüler, Nico Kaufmann – und wie sich dessen Geschichte in einem Roman von Lea Singer niederschlägt. Eine Spurensuche.

Drei Minuten sind eine kurze Zeit. Sie können über Leben und Tod entscheiden. Eben noch hatte der von schweren Depressionen geplagte Schweizer Karrierediplomat die Absicht, mithilfe des Sterbevereins „Ars“ Suizid zu begehen und damit auf eine künftige Laufbahn an der Spitze des bedeutendsten Schweizer Gerichts zu verzichten. Als zwei Männer ihn abholen wollen, ist er jedoch verschwunden. Auffällig ist eine auf dem Plattenteller liegende Vinylscheibe mit Schumanns „Kinderszenen“. Angestrichen ist das populärste Stück dieses Zyklus, die „Träumerei“. 3,01 Minuten dauert sie in dieser Einspielung.

Reto Donati, wie Lea Singer in ihrem zwischen Realität und Fiktion changierenden Roman „Der Klavierschüler“ diese von ihr erfundene Figur nennt, ist längst in einer Klavierbar, lässt sich dort dieses Schumannstück vorspielen. Das rührt ihn so, dass er von seinem ursprünglichen Vorhaben Abstand nimmt. Stattdessen bricht er mit dem Barpianisten, in dem er sofort mehr erkennt als einen musikalischen Unterhalter, zu einer Reise in dessen Vergangenheit auf. 30 Jahre zurück, in die Mitte der 1950er. Tatsächlich spielte sich dieses Geschehen Ende der 1930er ab, hauptsächlich in der Schweiz, aber auch in Paris. Seine Akteure: Vladimir Horowitz und sein erster Schüler, Nico Kaufmann.

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