Der spätere Bundeskanzler Sebastian Kurz als Staatssekretär für Integration im Jahre 2011 auf dem Wiener Naschmarkt.
Die Zehnerjahre

Ohne Migration kein Kanzler Kurz

Wie ein Thema die politische Landschaft veränderte: Ob der Höhenflug der Volkspartei oder die Krise der Sozialdemokratie – beides hängt damit zusammen. Österreich wurde im zu Ende gehenden Jahrzehnt endgültig zum Einwanderungsland.

Es war wohl das erste Mal – und bislang auch letzte Mal – dass das Thema Migration als richtiggehend hip empfunden wurde: Ende der Nuller-, Anfang der Zehnerjahre war das. Das Magazin „biber“ vermittelte auf einmal ein fröhliches, positives Bild der Zuwanderer: Viel Lifestyle, aber auch ein wenig Politik. Die Schwere war weg, eine neue Leichtigkeit da. Auch die „Schwabos“, die angestammten Österreicher, fanden Gefallen daran: Man begann sich für die Lokale auf der „Balkanmeile“ in Wien Ottakring zu interessieren und für die amüsant dargebrachten kulturellen Eigenheiten der Menschen mit Migrationshintergrund. Auch die Wirtschaft zeigte Interesse. Im „biber“ inserierten heimische Unternehmen und Banken zielgruppengerecht. Ethnomarketing sollte man das dann nennen.



In der Politik schuf der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger im Jahr 2011 das erste Staatssekretariat für Integration. Und besetzte es mit JVP-Chef Sebastian Kurz, der bis dahin auch eher mit Partys denn mit tiefschürfenden Analysen zur Integrationsproblematik aufgefallen war. Durchaus zum Trend der Zeit passend, den nun erscheinenden Porträts über junge Aufsteiger aus der Welt der Zuwanderer, predigte Kurz „Integration durch Leistung“. Doch dann kam die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 – und das Bild änderte sich. Das, was im Begriff war, als Bereicherung empfunden zu werden, wurde nun von vielen als zu viel empfunden. Die Bilder der Menschenmassen, vorwiegend junge Männer, die die Grenze im steirischen Spielfeld überrannten, brannten sich ins kollektive Gedächtnis der Österreicher ein.

Nach Schweden nahm Österreich damals pro Kopf die meisten Asylwerber (90.000) auf. Wie sich später herausstellte, hatte von der größten Gruppe, den Afghanen, rund die Hälfte kein Anrecht auf Asyl. Der Silvester von Köln zum Jahreswechsel 2015/2016 führte dann zu einer vollkommenen Trendumkehr. Fortan hörte man dann auch Sozialdemokraten sagen, dass sich so etwas wie 2015 nie mehr wiederholen dürfe. Vor allem für die SPÖ als Partei sollte sich dieses Thema als verheerend erweisen.

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