Leitartikel zu den 10er Jahren

Der Todestrieb der Genossen

Dieses Jahrzehnt war nicht das der Sozialdemokraten, wie Pamela Rendi-Wagner und Genossinnen leidvoll festgestellt haben.
Dieses Jahrzehnt war nicht das der Sozialdemokraten, wie Pamela Rendi-Wagner und Genossinnen leidvoll festgestellt haben. APA/AFP/JOE KLAMAR
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Die Sozialdemokraten stecken nicht nur in Wien, sondern europaweit in der Krise. Die deutsche SPD wählte in ihrer ratlosen Verzweiflung ein linkes No-Name-Duo an die Spitze.

Es hätte das Jahrzehnt der Sozialdemokraten werden müssen oder können. Nach der Finanzkrise 2008 und den gigantischen Milliarden-Hilfsmaßnahmen von Staaten und transnationalen Finanzorganisationen hätte die Linke mit einigem Recht argumentieren können, dass der Kapitalismus und Wirtschaftsliberalismus nicht funktionierten, und auf die Rückkehr des sozialistischen Staates pochen können. Das Modell funktioniert zwar auch nicht, beweisen Beispiele wie Nicaragua oder Venezuela brutal, aber der von nicht wenigen angestimmte Abgesang auf die freie Marktwirtschaft hätte doch zum weltweiten Chor werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette, wie die Deutschen gern reimen.


Nein, dieses Jahrzehnt war nicht das der Sozialdemokraten, wie Pamela Rendi-Wagner und Genossinnen leidvoll festgestellt haben. Im Gegenteil. Die Bürger glaubten ihnen nicht mehr, saßen sie doch überall und in Regierungen, konnten und wollten den Beinahe-Kollaps des Systems, ausgelöst durch den Spekulations-Giftcocktail bei Immobilien-Finanzierungen, nicht verhindern – und auch weitere Krisen wie die des Euro oder Griechenlands nicht. Die Welt, vor allem Europa, wurde brüchiger, der andauernde Krisenmodus schuf einen neuen Führungsstil irgendwo zwischen Auf-Sicht-Fahren, der viel zitierten Resilienz und nächtlichen Marathonsitzungen. Es war das Jahrzehnt der politischen Generation Angela Merkel, die zwar nicht immer Antworten hatte, aber auch nicht zu viele Fragen zuließ.

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