Börsen

ArtGo zu schlecht für Leitindex

Die Aktie von ArtGo sollte nach einem enormen Kursplus in die MSCI-Indizes aufgenommen werden. Das passiert nun doch nicht.

New York. Der Finanzdienstleister MSCI hat etwas Seltenes getan: Er hat die Pläne zur Aufnahme von ArtGo, einer hochschießenden Hongkonger Aktie, in seine Indizes aufgegeben, und zwar aufgrund von Bedenken von Marktteilnehmern. Normalerweise orientiert sich MSCI allein an quantitativen Kriterien wie dem Börsenwert. An den MSCI-Indizes orientieren sich zahlreiche Fonds oder bilden sie nach.

Der Meinungswechsel von MSCI ließ den Kurs von ArtGo um 98 Prozent abrutschen. Die Aktie hatte heuer fast 3800 Prozent zugelegt und die weltweit beste Kursentwicklung unter allen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mindestens einer Milliarde Dollar aufgewiesen. Innerhalb von Minuten nach der Entscheidung von MSCI wurde der Zuwachs vollständig ausgelöscht. Der Marmorhersteller, der auch in Immobilien investiert, hat mehr als 5,7 Mrd. Dollar an Marktwert eingebüßt, bevor der Handel ausgesetzt worden ist.

MSCI hat vor zwei Wochen angekündigt, ArtGo in seine Indizes aufzunehmen. Am Mittwoch erklärte der Indexbetreiber, dass dies nach „weiteren Analysen und Rückmeldungen der Marktteilnehmer zur Investierbarkeit“ nicht mehr der Fall sei. Die ArtGo-Rallye hatte Veteranen am lokalen Markt überrascht. Der prominente aktivistische Investor David Webb warnte im September vor einer Blase bei der Aktie.

Anfang des Jahres war MSCI dafür kritisiert worden, China Ding Yi Feng Holdings (DYF) in seine Indizes aufgenommen zu haben. Das Unternehmen hatte über einen Zeitraum von fünf Jahren einen Kurssprung von 8500 Prozent verzeichnet, obwohl wiederholt operative Verluste gemeldet wurden. Später setzte Hongkongs Wertpapieraufsichtsbehörde den Handel aus und erklärte, sie untersuche verdächtige Transaktionen bei DYF, nachdem dessen Preis auf ein „irrational hohes“ Niveau gestiegen war. MSCI erklärte damals, bei der Auswahl der Unternehmen quantitative Kriterien wie Marktwert, Streubesitz und Liquidität zu verwenden und keine Beurteilungen über Rentabilität, Wachstumsaussichten oder „sonstige subjektive“ Messgrößen vorzunehmen.

Indizes haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung für Aktienmärkte gewonnen, da es immer mehr passive Anlagestrategien gibt, also solche, die einfach nur Indizes nachbilden. Multimilliarden-Dollar-Fonds von BlackRock, Vanguard und Northern Trust Corp hatten die Aktien von DYF gekauft, nachdem sie in die MSCI-Indizes aufgenommen worden waren. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.