Das neue SPD-Führungsduo windet sich bei der Frage, wie es nun weitergehen soll. Die Zukunft der Großen Koalition ist vorerst offen. Doch selbst wenn die Genossen aussteigen, muss es keine Neuwahlen geben.
Berlin. Angela Merkel hat sich über die neue Doppelspitze der SPD bisher ausgeschwiegen. Es ist zwar ein offenes Geheimnis, dass sie dem unterlegenen Kandidaten Olaf Scholz, ihrem Vizekanzler, die Daumen gedrückt hatte. Aber gesagt hat sie seit dessen Niederlage öffentlich nichts. Am Montag nun ließ sie über ihren Regierungssprecher verlautbaren, dass sie grundsätzlich zum Gespräch und zur Zusammenarbeit mit der neuen SPD-Spitze bereit sei, „wie es in einer Koalition üblich ist“. Aber: „Eine Neuverhandlung des Koalitionsvertrags steht nicht an.“
Wobei die künftigen SPD-Chefs, die linken Regierungskritiker Norbert Walter-Borjans (67) und Saskia Esken (58), das Wort Neuverhandlungen auch nicht mehr in den Mund nehmen. Das designierte Spitzenduo tauchte am Sonntagabend zum ersten Mal in Überlänge auf den Fernsehschirmen auf. Und sie wanden sich im Talkshow-Studio von Anne Will bei der Frage, wie sie es denn nun mit der Großen Koalition halten. Esken hatte im internen Wahlkampf noch angekündigt, sollte die CDU etwa bei Investitionen oder Klimaschutz nicht nachbessern, würde sie ihrer SPD den „geordneten Rückzug“ aus der Koalition empfehlen. Am Sonntag drohte sie nicht. Sie formulierte viel vorsichtiger: „Es muss schon klar sein, dass eine Bereitschaft da sein muss, zu reden.“