Banken

Gouverneur empfiehlt, Bankfilialen zu schließen

OeNB-Gouverneur, Robert Holzmann.
OeNB-Gouverneur, Robert Holzmann.(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Die Österreichische Nationalbank (OeNB) hat Österreichs Banken geprüft und ist überwiegend zufrieden. Risken sehen die OeNB-Experten aber bei den ineffizienten Kostenstrukturen und in der Gefahr von Blasenbildungen.

Wien. Im Großen und Ganzen sind Österreichs Banken gut aufgestellt. Bei den von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) durchgeführten Stresstests haben alle Institute positiv abgeschnitten. Die Kreditvergabe läuft gut, die Kapitalausstattung ist solide genug, um bei einem Abschwung handlungsfähig zu bleiben und auch die Profitabilität ist dank des Engagements in Osteuropa im EU-Vergleich überdurchschnittlich. Zwei Punkte bereiten den Experten in der Notenbank indes Sorgen: Die teuren Kostenstrukturen der österreichischen Geldhäuser und die Gefahr von Spekulationsblasen.

Im Bezug auf die hohen Kosten wurde der bisher selten bei Pressekonferenzen auftretende OeNB-Gouverneur, Robert Holzmann, recht konkret: „Das hohe Kostenverhältnis gegenüber den Einnahmen beruht in Österreich darauf, dass wir uns den Luxus von Dienstleistungen in Filialen erlauben. Das könnte man anders machen“, sagt Holzmann bei der Vorstellung des Financial Stability Reports. Die Finanzinstitute hätten „sehr bürgernahe“ Strukturen, die Kosten verursachen. Wenn die Konsumenten bereit sind, diese Kosten zu tragen, sei alles gut, wenn nicht, dann „wird es problematisch“. Wenn weiterhin „an jedem zweiten Eck eine Bankfiliale zu finden“ sei, dann würde das Kostenverhältnis eben schlecht bleiben, so der OeNB-Gouverneur.

Weniger Gewinne ausschütten

Auch der Vizegouverneur, Gottfried Haber, schließt sich der Einschätzung Holzmanns grosso modo an: „Die hohe Dichte an Bankstellen ist ein Kostenfaktor, den wir beobachten“, fügt aber hinzu, dass auch viel Einsparungspotenzial bei der Vereinheitlichung der IT-Systeme innerhalb der einzelnen Bankengruppen vorhanden wäre.

Die teuren Strukturen sind an der Cost-Income-Ratio ablesbar, also dem Verhältnis von Aufwand zu Ertrag, das bei österreichischen Banken im ersten Halbjahr bei rund 65 Prozent im EU-Durchschnitt lag. Hier müsse es zu einer „Effizienzsteigerung“ kommen, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, sagt Haber.

Darüber hinaus fordert der Vizegouverneur die Geldhäuser dazu auf, eine bessere Balance zwischen der Ausschüttungsquote und dem Einbehalten der Gewinne herzustellen. Die Kapitalausstattung der österreichischen Institute liegt zwar mit einer durchschnittlichen Kernkapitalquote von 15,5 Prozent leicht über dem EU-Durchschnitt, aber dennoch wäre es empfehlenswert, die Gewinne dafür zu verwenden, um die Kapitalbasis weiter zu stärken, so Haber.

Dies sei deswegen wichtig, weil nicht nur die konjunkturellen Risken, sondern auch die Bilanzsummen der Banken seit vergangenem Jahr wieder steigen. Hier erkennt Philip Reading, Leiter der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung, einen Versuch der Banken, die fallenden Margen über die Ausweitung der Volumen zu kompensieren. „Das führt dazu, dass die Vergabestandards sinken“, so Reading. Man würde nun genau auf die Qualität der Kredite achten, die derzeit vergeben werden.

Noch keine Immobilienblase

Denn die Kreditvergabe läuft auf Hochtouren – sowohl bei Unternehmen, als auch bei Haushalten. In beiden Kategorien stammt das Wachstum überwiegend aus Immobilienkrediten. Die hohe Nachfrage treibt die Preise: Für Wohnungsimmobilien haben sie sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Wir schauen uns die Immobilienpreise sehr, sehr genau an“, sagt Holzmann. Die OeNB-Indikatoren weisen für Österreich eine Preisübertreibung von 14 Prozent aus. Eine Immobilienblase sieht die OeNB aber nicht, erst gar nicht ein potenzielles Platzen einer Blase“, so Haber.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2019)

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