Sportpolitik

Russlands Anti-Doping-Chef fordert Reformen

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Rusada-Schild(c) imago images/ITAR-TASS (Valery Sharifulin via www.imago-images.de)
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Juri Ganus, Chef der russischen Anti-Doping-Agentur, spricht sich für einen Kulturwandel und Neubesetzungen aus.

Der Chef der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA), Juri Ganus, hat angesichts neuer drohender Sanktionen gegen sein Land tiefgreifende Reformen in der Moskauer Sportpolitik gefordert. "Insgesamt ist es so, dass einiges faul ist - und an vielen Stellen bei uns Sportfunktionäre ausgewechselt werden müssen", sagte Ganus.

In Russland müsse sich die "Kultur, die Weltanschauung" ändern, damit der Kampf gegen Doping als erstrebenswert angesehen werde. "Wir brauchen tiefgreifende Reformen", betonte Ganus. Ob etwa der Leichtathletikverband RUSAF dazu in der Lage sei, bleibe abzuwarten. Dort werde nach dem Rücktritt von Verbandschef Dmitri Schljachtin eine neue Führung gewählt. Auch die Strukturen sollen erneuert werden. Ganus rechnet aber nicht mit schnellen Veränderungen beim Umgang mit dem Thema Doping. "Das dauert wohl noch eine Generation."

Rusada hat nichts mit Daten-Manipulation zu tun

Auch Ganus erwartet, dass das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur am 9. Dezember in Lausanne neue Strafen gegen Russland verhängt. "Die Strafen sind wohl unausweichlich", meinte er. Es habe ganz klar Manipulationen an alten Labordaten gegeben. Die RUSADA habe damit jedoch nichts zu tun. "Ich hoffe aber, dass im Fall eines neuen Banns gegen Russland nicht die Sportler leiden müssen. Sie sind die Geiseln von Fehlern, die Sportfunktionäre in diesem Land verschuldet haben", betonte Ganus. Die Sportler sollten wie bisher wenigstens unter neutraler Flagge antreten dürfen, "damit sie nicht für die Fehler anderer bezahlen".

Wegen der Manipulation von Dopingdaten aus dem Moskauer Analyselabor droht der RUSADA nach der Sperre wegen des Staatsdopingskandals 2015 neuerliche Sanktionen. Eine unabhängige Expertenkommission hat der WADA-Führung eine vierjährige Sperre empfohlen. Zudem sollen Russlands Sportler bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und bei den Winterspielen 2022 in Peking nur noch in Ausnahmefällen als neutrale Athleten ohne Nationalflagge starten dürfen.

Die RUSADA hat sich seit dem Amtsantritt von Ganus nach seiner Darstellung völlig erneuert. Sie nutzt für die Doping-Tests demnach auch nur noch international anerkannte Labors im Ausland. Getragen werde die Behörde auch nicht mehr vom Sport-, sondern nun vom Finanzministerium. Der RUSADA-Chef kritisierte eine mangelnde Unterstützung der Politik in Russland für die Reformen. Das schade dem Ruf des Landes. "Wenn ich ein Feind Russlands wäre, würde ich genauso handeln wie diese Leute, die mit Betrug den Ruf der stolzen Sportnation in den Schmutz ziehen", meinte er.

(APA)

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