Ernüchternd sind die Ergebnisse des diesjährigen Pisa-Tests. Fast ein Viertel der Schüler kann nicht lesen. Woran könnte das liegen? Und was läuft im Bildungssystem falsch? Diskutieren Sie mit!
Mit Estland, Kanada oder Finnland kann Österreich nicht mithalten. Zumindest nicht, wenn man dem aktuellen Pisa-Test Glauben schenkt, bei dem die Kenntnisse der 15- bis 16-jährigen Schüler überprüft wurden. Ein Ergebnis: Beim Lesen liegt Österreich unter dem OECD-Schnitt, jeder Vierte verfügt über ein sehr geringes Leseverständnis. Schüler mit Migrationshintergrund schneiden schlechter ab als jene ohne, Mädchen besser als Burschen. Und jeder Zweite gibt an, nur dann zu lesen, wenn es wirklich sein muss. Die Ergebnisse haben zu heftiger Kritik am Bildungssystem geführt, die Neos sprechen von einer „Schande für die Politik“.
Die Ursachen für das Abschneiden sind vielfältig, weiß Bildungsredakteurin Bernadette Bayrhammer. Sie schreibt in einem Kommentar: „Tatsächlich ist es leider so, dass Bildung komplizierter ist, als die meisten wahrhaben wollen. Die eine Schraube, an der man drehen muss, gibt es nicht“.
Antworten auf die Frage, was nun zu tun ist, gibt der Pisa-Test nicht. Der Bildungswissenschaftler Manfred Prenzel, den Julia Neuhauser zum Interview getroffen hat, kann da eher weiterhelfen. Ob Österreichs bescheidene Ergebnisse damit zu tun haben, dass Schüler nach der Volksschule in unterschiedliche Schulen gehen? So einfach sei das nicht, sagt Prenzel. Denn auch Länder mit ähnlichem System wie Österreich schneiden besser ab. Prenzel sagt: „Schulstrukturen sind gar nicht so entscheidend, sondern das, was im Unterricht stattfindet."
Auch die Lehrerin Susanne Wiesinger hat sich ihre Meinung zum Schulsystem gebildet. Sie unterrichtete lange in einer „Brennpunktschule“ und hat ein viel beachtetes Buch darüber geschrieben. Sie sieht im „Presse"-Gespräch „unglaubliches Engagement“ an den Problemschulen. Dennoch müsse die Politik einschreiten und mittels Quoten „die Schülerschaft besser durchmischen.“ Außerdem fordert sie Strafen für Eltern, „wenn sie ihre Erziehungspflichten nicht wahrnehmen."
Und was sagt eigentlich der Erfinder des Pisa-Tests? Der Deutsche Andreas Schleicher hat dieses Jahr ein Buch veröffentlicht, in dem er seine Erkenntnisse teilt: Die Größe der Klassen und hohe Bildungsbudgets spielen laut Schleicher kaum eine Rolle. Gut ausgebildete Lehrkräfte umso mehr, ebenso ein hoher Stellenwert von Bildung in der Gesellschaft.
(sk)
Diskutieren Sie mit: Wie wichtig ist Bildung in unserer Gesellschaft? Wie können Österreichs Schulen an die Weltspitze anschließen? Wie bringt man die Schüler wieder zum Lesen? Welche Rolle spielen Eltern, Lehrer und die Politik? Und: Wie aussagekräftig ist der Pisa-Test überhaupt?