Es brennen die Wrackteile eines Autos. Schwarzer Rauch steigt auf, die Straße ist übersät mit Trümmerteilen. Mitten in dieser Szenerie steht eine Frau. Die langen, roten Haare trägt sie offen, Jeans und schwarzes Hemd, eine Hand hat sie hochgestreckt, ihre Finger zeigen das Victory-Zeichen. Vor ihr: Die Straßen Marivans, in denen die Bevölkerung ihrer Wut freien Lauf ließ, wie dieses Foto von Mitte November beweist. Die kurdische Stadt Marivan liegt im bergigen Westen des Iran, direkt an der irakischen Grenze.
Von hier stammte Nasrin Ghaderi, eine 35-jährige Doktorandin, die in Teheran unter ungeklärten Umständen umkam. Zuvor hatte Ghaderi an Protesten in der Hauptstadt teilgenommen, unabhängigen Medienberichten zufolge wies ihr Körper schwerste Verletzungen auf. Sie habe eine Blutvergiftung erlitten, so lapidar und wortkarg kommentierten die iranischen Behörden den Tod der jungen Frau. Ähnlich „überzeugend“ war das Argument des Regimes nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Jina Amini: Sie habe einen Herzinfarkt erlitten, sei kollabiert. Zwei junge Kurdinnen, die innerhalb kürzester Zeit in den Fängen der iranischen Behörden gewaltsam verstarben.