Der Künstler Alfredo Barsuglia bekommt Mittwochabend den diesjährigen Msgr.-Otto-Mauer-Preis verliehen. Wir trafen ihn in einer seiner täuschend echten Welten, derzeit aufgebaut im Keller des BA-Kunstforums.
Es regnet nicht nur im ehemaligen Tresorraum des Bank-Austria-Kunstforums auf der Freyung, es gewittert. Während es aus den Lautsprechern tost, bleiben wir im Trockenen, ist ja schließlich Kunst. Allerdings äußerst seltsame. Schauen wir uns um: Wir sitzen fast auf dem Boden, auf einer Türstufe des Hauses Hüttelbergstraße 4, so jedenfalls das Schild. Zu unseren Füßen schnöder Straßenschmutz, ein altes Rennrad steht in einem Fahrradständer. Neben uns an der Wand hängt ein dreckiger Mistkübel der MA 48. „Den muss ich nach der Ausstellung wieder zurückgeben“, sagt der junge Mann neben mir. Und fischt ein paar Plastikflaschen heraus, eine Bananenschale. Immer wieder werfen Besucher hier wirklich Dinge hinein. Wirklich.
Dabei ist hier fast nichts wirklich. Alles Kulisse. Der Stromkasten aus Sperrholz, die schäbigen Sticker zwar von der Straße gekletzelt, inhaltlich aber subtil „kuratiert“, die braunen Schmutzflecken Wasserfarbe oder Tee. Man schreckt auf – das Garagentor neben einem beginnt wie von Geisterhand hochzufahren. Traut man sich hineinzuschlüpfen? Die Wirklichkeit bzw. der Wettstreit mit ihr ist das Spezialgebiet von Alfredo Barsuglia. Fast antikisch ist das, man muss an diverse Wettstreite denken, von Polygnot bis Zeuxis. Die Medien, die der 1980 in Graz geborene Künstler dafür benutzt, sind natürlich andere, sind Malerei, Performance, Installation, Video, Skulptur. „Vor 20 Jahren, als ich an der Angewandten studierte, hat sich bei der Mischung noch jeder an den Kopf gegriffen“, erinnert er sich. Mittwochabend bekommt er in der Jesuitenkirche den diesjährigen Otto-Mauer-Preis. Unter der barocken Scheinkuppel Andrea Pozzos, das gefällt ihm sicher.