Wie Berlin nach dem Attentat auf Schäuble deutsche Hauptstadt wurde

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble
Bundestagspräsident Wolfgang SchäubleREUTERS
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Wenige Monate nach dem Attentat auf Wolfgang Schäuble hielt dieser eine emotionale Rede im Jahr 1991. Ihm werden Verdienste um den „Hauptstadtbeschluss“ zugeschrieben.

Berlin ist nach der Wiedervereinigung wegen seines Rollstuhls deutsche Hauptstadt geworden. Dies sagte der deutsche Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Tatsächlich werden dem querschnittsgelähmten damaligen Unions-Fraktionschef entscheidende Verdienste um den im Jahr 1991 mit 338 zu 320 Stimmen getroffenen "Hauptstadtbeschluss" zugeschrieben.

Schäuble hatte vor dem Parlamentsbeschluss in einer emotionalen Rede an die historische Verantwortung der Abgeordneten appelliert, die vom Umzug der Staatsinstitutionen von Bonn nach Berlin persönlich massiv betroffen waren. Die Entscheidung fiel wenige Monate nach einem Attentat auf Schäuble, das zu seiner Querschnittslähmung führte. Am 12. Oktober 1990 schoss ein Mann während einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadt Oppenau mehrmals auf den damaligen Bundesinnenminister. Eine Kugel traf das Rückenmark. Der Angreifer litt an Schizophrenie.

Der 77-jährige CDU-Politiker schilderte gegenüber der "Zeit" laut Vorausmeldung vom Mittwoch seinen ersten Rollstuhl-Auftritt beim Landesparteitag der CDU Baden-Württemberg im Jahr 1991, auf dem er für Berlin als deutsche Hauptstadt warb. "Ich saß zum ersten Mal nach der Verletzung im Rollstuhl auf dem Podium. Wenn Sie sich meine Rede ansehen würden und sich meine Verletzung wegdenken würden, hätte die Rede nicht die Wirkung gehabt." Er habe damals "gotterbärmlich ausgesehen", daher seien alle "ganz gerührt" gewesen, "dass der Wolfgang wieder da ist."

Die Angst vor dem Tod genommen

Schäuble sagte weiter, dass ihm das Attentat die Angst vor dem Tode genommen habe. In so einer Situation begreife man: "Irgendwann musst du sterben. Und dann ist es vielleicht gar nicht so schlimm - denn man ist schon mal fast gestorben." Der frühere deutsche Innen- und Finanzminister berichtete in dem Interview auch, wie er sich von seinem Vater und seinem Bruder am Totenbett verabschiedet habe. Letzterem habe er im Krankenhaus gesagt: "Das nächste Mal sehen wir uns auf dem Friedhof, bei deiner Beerdigung."

(APA)

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