Brünner: Wissenschaftler, Rektorenchef, Politiker

Bruenner Wissenschaftler Rektorenchef Politiker
Bruenner Wissenschaftler Rektorenchef Politiker(c) APA (ARTINGER Guenter)
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Emeritierungsfeier für Christian Brünner. Graz, Wien und retour: Zuerst Uni-Mann, dann Abgeordneter.

Sein Fach bestimmte sein Leben. Christian Brünner ist Verfassungs- und Verwaltungsrechtsprofessor, parallel zu seiner Universitätskarriere zog es ihn hin zur Politik. Am 17. Juni gestaltet die Uni Graz anlässlich seiner Emeritierung einen Festakt (Aula, 11 Uhr), in der Festrede wird Prof. Manfried Welan auch diese beiden Lebensfelder ansprechen: „Wissenschaft und Politik als Beruf“, so der Titel.

Christian Brünner (geb. 12.Februar 1942 in Mürzzuschlag) promovierte 1966 in Graz, 1980 erhielt er die Berufung zum O. Univ.-Prof. für öffentliches Recht an der Uni Graz. Nach der wissenschaftlichen Etappe folgte die universitätspolitische: zuerst Dekan, dann 1985 bis 1989 Rektor seiner Uni, 1987 bis 1989 zudem Präsident der Österreichischen Rektorenkonferenz. Bis zu Brünners Rektorenvorsitz wurde diese Position nur von Wiener Uni-Chefs bekleidet, der Grazer beendete die „Erbpacht“. Auf dem Wiener Parkett wirkte der Professor aus der Steiermark jedenfalls äußerst erfrischend.

Eher überraschend tauchte er 1990 in der Politik auf. Über die steirische ÖVP erhielt er ein Nationalratsmandat und wurde prompt Wissenschaftssprecher seiner Partei. Der damalige Wissenschaftsminister und ÖVP-Vizekanzler Erhard Busek griff sofort auf Brünners Sachkompetenz zurück.

Er wurde Buseks Partner und Vertrauter bei der Gestaltung des Universitätsgesetzes (UOG 1993), das er zuerst maßgebend mitgestaltete, dann aber auch noch vertreten musste, als er mit einigen, von Busek vorgegebenen Passagen– wie etwa die erste Teilentmachtung des Mittelbaus – nicht einverstanden war. Hinter seinem behäbigen, festen Äußeren verbirgt sich bei Brünner doch ein feinfühliges Wesen, das im Zuge der Gesetzeswerdung zur Zielscheibe der Kritik wurde.

Die Arbeit in Wien trug auch zur Distanz zur steirischen ÖVP-Basis bei. 1994 wurde Brünner nicht mehr für den Nationalrat aufgestellt, was zu seiner Entfremdung mit der ÖVP führte. Damit war er aber auch ein Kandidat für das damals aufstrebende Liberale Forum, das zugkräftige Personen für die steirische Landtagswahl suchte. Von 1995 bis 2000 war er Abgeordneter, Klubchef und Landessprecher. Mit dem Ausscheiden des LIF aus dem Landtag ging seine politische Karriere zu Ende – sang- und klanglos, denn sein sachpolitischer Typ war nicht mehr gefragt.

Die anschließende Etappe war wieder voll dem Uni-Dasein gewidmet. Brünner nahm die Präsidentschaft im Menschenrechtsverein FOREF Europa an und engagierte sich in sozialpolitischen Fragen. So unterstützte er juristisch auch eine von einem Bettler eingebrachte Klage gegen das Grazer Bettelverbot. Und auch nach seiner Emeritierung wird der Grazer Uni-Professor noch öfters seine Stimme erheben. ewi

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2010)

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