Weißer Zwerg saugt seinen Planeten auf

Weiße Zwerge können durchaus Planeten um sich haben, sagen die Astronomen.
Weiße Zwerge können durchaus Planeten um sich haben, sagen die Astronomen. REUTERS
  • Drucken

Ein solches Schicksal werde dereinst auch Jupiter, Saturn und Co. ereilen, meinen Astronomen.

Die ferne Zukunft ist heiß, sagen Astrophysiker: In 3,5 Milliarden Jahren wird die Sonne so heiß sein, dass die Meere verdampfen. Und in etwa sechs Milliarden Jahren wird sie sich zu einem Roten Riesen aufblähen, der Venus und Merkur verschlucken und die Erde schmelzen, wenn nicht verbrennen wird. Doch das wird nicht das Ende sein: Sollten es unsere Nachfahren in ein Exil geschafft haben, können sie in vielleicht sieben Milliarden Jahren an eine sichere Rückkehr in ihr altes Sonnensystem denken. Denn als Spätphase erwartet unsere Sonne eine Existenz als Weißer Zwerg, der nur mehr so groß ist wie unsere heutige Erde, aber viel schwerer. Als solcher wird sie wohl noch ein paar Milliarden Jahre strahlen.

Dann wird die Sonne aber wohl längst keine Planeten mehr haben? Sollte man meinen. Aber es muss nicht so sein, sagen Astronomen um Boris Gänsicke (University of Warwick, England) in Nature (4. 12.). Sie haben bei der Beobachtung von 7000 Weißen Zwergen mit dem Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte in Chile einen ca. 1500 Lichtjahre entfernten Zwerg gefunden, der offenbar einen Planeten hat.

Wasser, Schwefelwasserstoff

Die Spektren aus seiner Umgebung deuten darauf hin, dass er allmählich Gas in sich saugt, das die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel enthält, also wahrscheinlich aus H2O und H2S besteht. Daraus schließen sie, dass dieses Gas von einem Riesenplaneten stammt, der den Weißen Zwerg umrundet. Noch – denn dessen Strahlung verdampft den Planeten allmählich. Dieses Schicksal könnte in ferner Zukunft, wenn unsere Sonne zum Weißen Zwerg geworden ist, ihren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun bevorstehen, meinen die Astronomen.

Sie glauben, dass auch andere Weiße Zwerge durchaus Planeten um sich haben könnten, die nur nicht sichtbar sind, weil sie eben nicht angesaugt werden. Und dass der von ihnen analysierte Zwerg vermutlich mehr Planeten hat als den einen, den er gerade verdampft. Dessen Abstand zum Weißen Zwerg ist nämlich so klein, dass dieser, als er noch ein Roter Riese war, ihn auf jeden Fall verschlungen hätte. Das könnte bedeuten, dass der Planet einst weiter draußen war und erst durch gravitative Wechselwirkung mit anderen Planeten näher bugsiert wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.