„Die zwei Päpste“

Papst Benedikts geheimer Plan

Ein fabelhaftes katholisches Filmmärchen, nicht einmal der Heilsplan fehlt: Jonathan Pryce (l.) und Anthony Hopkins als Franziskus und Benedikt sehen sich gemeinsam das WM-Match Deutschland − Argentinien 2014 an.
Ein fabelhaftes katholisches Filmmärchen, nicht einmal der Heilsplan fehlt: Jonathan Pryce (l.) und Anthony Hopkins als Franziskus und Benedikt sehen sich gemeinsam das WM-Match Deutschland − Argentinien 2014 an.Netflix
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„Die zwei Päpste“ ist das erste große katholische Märchen des Streaming-Zeitalters. Netflix will dabei Konservative und Liberale versöhnen – mit einer Verschwörungstheorie.

Glaube braucht Geschichten, nicht nur die uralten, auch immer neue. Das macht ihn für einen der mächtigsten Geschichtenlieferanten des neuen Jahrtausends, Netflix, attraktiv. Nun liefert der Streamingdienst das größte katholische Märchen der Unterhaltungsindustrie seit Langem: „Die zwei Päpste“ kommt am Nikolaustag ins Kino und vier Tage vor Weihnachten ins Netflix-Programm. Und da der Streamingdienst im Grunde werden will, was „katholisch“ ursprünglich bedeutete, nämlich allumfassend, sucht dieser Film das Unmögliche: Er will Benedikt- wie Franziskus-Anhänger befriedigen – mit einem ausgefuchsten erzählerischen Manöver.

„Die zwei Päpste“ beginnt mit dem Konklave 2005, das Ratzinger zum Papst machte, und endet 2014, ein Jahr nach der Wahl von Papst Franziskus. Meisterhaft setzt der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles katholischen Prunk und den Reiz der Rituale in Szene, doch vor allem aber kostet er ein schauspielerisches Gipfeltreffen aus: In etlichen Tête-à-Têtes mit Situationskomik, subtilem Witz und Doppelbödigkeiten erlebt man Anthony Hopkins als Benedikt und Jonathan Pryce als (dem echten erstaunlich ähnlichen) Franziskus: ob im Garten von Castel Gandolfo oder in Benedikts Privatgemächern im Vatikan. Bei den Prinzipien, die dabei aufeinanderprallen, geht es weniger subtil zu, auf den Punkt gebracht sind das: Stillstand versus Veränderung. Und leider fehlt die Warnung, die Romanen gerade dann vorangestellt wird, wenn sie realitätsnah sind: die Warnung, die Figuren nicht mit realen Personen zu verwechseln.

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