Verleihung

Alternativer Nobelpreis: Thunberg bedankt sich per Video

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SWEDEN-RIGHTS-LIVELIHOOD-AWARDAPA/AFP/TT NEWS AGENCY/ERIK SIMA
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Zwei Preisträger - Menschenrechtskämpferin Haidar und Ureinwohner Kopenawa - nahmen den „Right Livelihood Award“ in Stockholm persönlich entgegen, Aktivistin Thunberg ist nach ihrer Rückkehr aus Amerika noch in Portugal.

In Abwesenheit von Klimaaktivistin Greta Thunberg und einer weiteren Preisträgerin sind in Stockholm die Gewinner der diesjährigen Alternativen Nobelpreise ausgezeichnet worden. Die Motive für die Auszeichnung reichen vom Kampf für das Klima und die Artenvielfalt bis zum Einsatz für Gerechtigkeit und die Rechte von Frauen.

Während Thunberg und die chinesische Frauenrechtlerin Guo Jianmei bei der feierlichen Preisverleihung im Stockholmer Veranstaltungshaus Cirkus fehlten, nahmen die Menschenrechtskämpferin Aminatu Haidar aus der Westsahara und der brasilianische Ureinwohner Davi Kopenawa ihre Preise am Mittwochabend persönlich entgegen. Haidar ist die erste Preisträgerin aus der Westsahara überhaupt.

Guo Jianmei konnte aus nicht näher genannten Gründen nicht nach Stockholm kommen. Thunberg befand sich nach ihrer Rückreise über den Atlantik noch in Lissabon, weshalb zwei Aktivistinnen von Fridays for Future Schweden die Ehrung für sie entgegennahmen. Thunberg selbst bedankte sich per Videobotschaft, nachdem sie der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Johan Rockström, als "Jeanne d'Arc" des Klimas angekündigt hatte. Der Preis sei eine große Ehre, sagte Thunberg im Anschluss per Video aus Lissabon. "Das bedeutet eine Menge. Und ja, wir werden weiterkämpfen. Der Kampf geht weiter. Wir werden niemals stoppen."

Haidar, „Gandhi der Westsahara“ 

Die Right Livelihood Stiftung bezeichnete die vier im September verkündeten Preisträger als "vier praktische Visionäre, deren Einsatz es Millionen von Menschen ermöglicht, ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen und für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten zu kämpfen".

Haidar kämpft seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung der Bevölkerung in der Westsahara und eine Unabhängigkeit ihrer Heimat. Das hat ihr den Beinamen "Gandhi der Westsahara" eingebracht. "Das ist in der Tat eine Anerkennung für den Kampf meines Volkes für Freiheit und Unabhängigkeit, aber auch ein Tribut an die Menschenwürde und die Prinzipien und Werte von Menschen und Völkern", sagte sie bei der Preisübergabe, zu der später auch der 2014 mit dem Award ausgezeichnete US-Whistleblower Edward Snowden aus Moskau zugeschaltet wurde. Er sagte, in der Politik gehe es zunehmend darum, was legal sei - und nicht, was moralisch richtig sei.

„Bin Verteidiger des Waldes“ 

Kopenawa erhielt den Alternativen Nobelpreis gemeinsam mit der von ihm mitgegründeten Vereinigung Hutukara Yanomami, mit der er für die Sicherung der Landrechte und Kultur der Ureinwohner, aber auch auf den Schutz der Wälder und Artenvielfalt im Amazonasgebiet kämpft. "Ich bekomme diesen Preis, weil ich ein Verteidiger des Waldes bin", sagte Kopenawa in seiner Dankesrede. Er prangerte an, dass die brasilianische Regierung den Lebensraum der Yanomami bedrohe. "Goldgräber fallen in unser Land ein und zerstören es."

Der gewöhnlich als Alternativer Nobelpreis bezeichnete Right Livelihood Award wird seit 1980 und damit diesmal zum 40. Mal vergeben. Der spendenfinanzierte Preis steht in kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen. Das Preisgeld in Höhe von jeweils einer Million schwedischen Kronen (rund 95.000 Euro) ist für die Arbeit der Geehrten gedacht. (ag.)

Die Preisträger

Unabhängigkeit, Frauenrechte, Klima sowie Landrechte und Artenvielfalt im Amazonas als Themen: Die Träger der diesjährigen Alternativen Nobelpreise kämpfen an unterschiedlichen Fronten für eine bessere Welt. Eine Preisträgerin ist weltbekannt, die anderen drei weniger:

GRETA THUNBERG (Schweden) - Im August 2018 entschloss sich die damals 15-jährige Schwedin pünktlich zum neuen Schuljahr, vor dem Parlament in Stockholm für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" ist sie zur Inspirationsquelle für Millionen von Schülern in aller Welt geworden, aus ihrem einst einsamen Protest ist die internationale Klimabewegung Fridays for Future entstanden. Seitdem sind Millionen Menschen nach Thunbergs Vorbild für das Klima auf die Straße gegangen. Um ihren Einsatz fürs Klima auf eine neue Ebene zu heben, reiste die Aktivistin im August in die USA - um ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen aber nicht mit dem Flugzeug, sondern per Segeljacht. Erst am Dienstag war sie über den Atlantik zurück nach Europa gekommen, zunächst nach Portugal.

AMINATU HAIDAR (Westsahara) - Die Menschenrechtsaktivistin kämpft in ihrer Heimatregion gewaltlos für Gerechtigkeit und politische Selbstbestimmung der Bevölkerung. Manche nennen sie deshalb "Gandhi der Westsahara". Sie will die Unabhängigkeit der Region an der nordwestafrikanischen Atlantikküste, die nach dem Rückzug der Kolonialmacht Spanien in den 1970er Jahren von Marokko annektiert wurde. Seitdem ist der Status des Gebietes ungeklärt. In ihrem Kampf trat die 53-Jährige mehrmals in den Hungerstreik - und lässt sich auch nicht von Haft, Folter und Morddrohungen von ihrem Ziel abbringen. Mit ihr wird erstmals eine Person aus der Westsahara mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

GUO JIANMEI (China) - Sexuelle Belästigung, häusliche Gewalt, Diskriminierung am Arbeitsplatz: Die Liste der Vergehen gegen Frauen in China ist - wie an vielen anderen Orten der Erde - lang. Guo hilft betroffenen Chinesinnen, Rechtsbeistand zu erhalten. Seit 1995 haben so mehr als 120 000 Frauen in der Volksrepublik kostenlose Beratung von ihr und ihren Teams erhalten. Die 58-jährige Juristin hat sich so einen Namen als eine der führenden Frauenrechtsanwältinnen ihres Landes gemacht. Ihr Kampf für die Rechte der Frau findet nicht nur in den großen Städten statt: Dank der Gründung eines Anwaltsnetzwerks kann seit 2005 auch Frauen in ländlichen Regionen geholfen werden.

DAVI KOPENAWA und die Vereinigung HUTUKARA YANOMAMI (Brasilien) - Davi Kopenawa hat den Alternativen Nobelpreis 1989 schon einmal in Empfang genommen - damals allerdings nur im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Survival International. Nun wird der Brasilianer gemeinsam mit der von ihm mitgegründeten Vereinigung Hutukara Yanomami persönlich für seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Bevölkerung ausgezeichnet. Kopenawas Kampf gegen die Zerstörung der Lebensgrundlage der Yanomami fokussiert sich auf die Sicherung der Landrechte und Kultur der Ureinwohner, aber auch auf den Schutz der Wälder und Artenvielfalt im Amazonasgebiet.

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