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Ibiza-Affäre: Wiener Maklerin als "Dreh- und Angelpunkt"?

WIEN-WAHL: FPOe PRAeSENTIERTE LANDESLISTE / STRACHE, GUDENUS
WIEN-WAHL: FPOe PRAeSENTIERTE LANDESLISTE / STRACHE, GUDENUSAPA/HANS KLAUS TECHT
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Eine Wiener Maklerin, die den Kontakt zwischen Johann Gudenus und der vermeintlichen russischen Oligarchin etablierte, soll Fotos und Videos des Lockvogels angefertigt haben.

Von jenem Lockvogel, der Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus als vermeintliche russische Oligarchin in die Ibiza-Falle gelockt hat, sind nun Fotos und ein Video aufgetaucht. Das berichteten das Medium „Oe24.at“ und der Blog „Eu-infothek.at“. Gemacht wurden sie von jener Wiener Maklerin, die im Jänner 2017 den Kontakt zwischen Gudenus und der vermeintlichen Oligarchin hergestellt haben soll.

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Die Maklerin, Irena M.-W., war erst vor kurzem im Fernsehen aufgetreten und hatte dabei geschildert, wie es zur Kontaktaufnahme mit dem in der Causa involvierten Anwalt M. und der vermeintlichen Oligarchin kam: "Für mich sah das eigentlich ganz unbedenklich aus", es sei ihr nichts aufgefallen. Der Lockvogel habe "ein perfektes Auftreten" gehabt, sehr gut Englisch und Russisch gesprochen. Es sei ihr nie in den Sinn gekommen, dass es sich um eine Falle handeln könnte.

Partyveranstalterin mit zweitem Standbein

Die 30-jährige M.-W., gebürtige Serbin, betreibt seit einiger Zeit eine Event- und Immobilienagentur im ersten Wiener Gemeindebezirk. Seit 2009 organisiert sie Partys; mit der Veranstaltungsplanung habe sie begonnen, „um Gäste aus internationalen Organisationen mit der Wiener High-Society zu mischen“, wie sie 2017 in einem Zeitungsinterview erklärte - das Geschäft mit den Veranstaltungen sei ihr allerdings zu wenig gewesen, weshalb sie ihre eigene Immobilienkanzlei eröffnet habe.

Auf Social Media teilt M.-W. Fotos von sich mit Privatjets und bekannten Persönlichkeiten. Seit 2019 ist sie mit dem Unternehmer W. verheiratet.

Provisionsvertrag mit Gudenus' Ehefrau

Am Donnerstag berichteten „Oe24.at“ und „Eu-infothek.at“, dass die Immobilienmaklerin wochenlang verschwiegen habe, dass sie Bilder des Lockvogels am Handy habe. Aufgeflogen sei das durch einen Zufall: M.-W. habe sich den Berichten zufolge Mitte September in einem Hotel mit ihrem Ehemann so heftig gestritten, dass es zu einem Polizeieinsatz gekommen sei. Beide Ehepartner seien dann am 14. September getrennt voneinander von Ermittlern des Bundeskriminalamts befragt worden.

>> Staatsanwaltschaft: Kein Geheimdienst an Ibiza-Video beteiligt

Mit seiner Aussage habe W. dabei seine Ehefrau schwer belastet: Sie habe sich "mindestens 50 Mal" vor dem Dreh auf Ibiza mit dem Drahtzieher der Videoaktion, dem Detektiv Julian H., getroffen. Sie habe zudem einen geheimen Provisionsvertrag mit der Ehefrau von Gudenus abgeschlossen, falls die falsche Oligarchin ein Grundstück bei deren Ehemann kaufen sollte.

Bei der Besichtigung der zum Verkauf stehenden Gudenus-Grundstücke habe sie dann geheim ein Video von der vermeintlichen Oligarchin gemacht - nicht, weil ihr etwas verdächtig vorgekommen sei, sondern um nicht um die Provision des Geschäftes umzufallen; eine Art Beweis ihrer Vermittlungstätigkeit.

Gut bekannt mit FPÖ-Politikern

"Meine Frau kennt alle diese Personen. Den Detektiv H., den Anwalt M., den Joschi (Johann Gudenus, Anm.), dessen Frau. Sie kennt auch die Lebensgefährtin des Anwalts sehr gut. Irena war der Dreh- und Angelpunkt, sie war die Schnittstelle zwischen den Personen", wird der Geschäftsmann in den Berichten zitiert. Er soll den Kriminalisten zudem verraten haben, dass M.-W. weiland mit zwei FPÖ-Politikern und einer FPÖ-nahen Person sehr eng befreundet gewesen sein soll.

M.-W. wird nicht als Beschuldigte, sondern als Zeugin in den Ibiza-Ermittlungen geführt. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass eine Person aus der Untersuchungshaft wegen der Erstellung des Ibiza-Videos entlassen wurde. Der Mann habe eine umfangreiche Aussage getätigt. Er war vor zwei Wochen zusammen mit zwei anderen Personen in U-Haft genommen worden, davor hatte es Hausdurchsuchungen gegeben. (APA/Red.)

Ibiza-Affäre

Video mit Folgen. Ein auf Ibiza heimlich gefilmtes Video zeigte Heinz-Christian Strache, damals FPÖ-Chef, und seinen Parteikollegen Johann Gudenus, wie sie über mögliche Gegengeschäfte für Parteispenden und Beeinflussung der Öffentlichkeit sprachen. Das Video führte zum Rücktritt Straches, zum Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition und zu Neuwahlen.

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