Oper

„Giustino“ hat sich stark verjüngt

An die antikisierende Handlung erinnert diesmal nur der Name des kalifornischen Motels.
An die antikisierende Handlung erinnert diesmal nur der Name des kalifornischen Motels. (c) Herwig PRAMMER
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Das junge Ensemble des Theaters an der Wien versucht sich mit Erfolg an einer humorvoll „aktualisierten“ Version von Georg Friedrich Händels Opera seria von 1737.

Die (noch) treue Gattin eines übermächtigen Anführers vertieft sich angesichts des drohenden Todes in eine tränenreiche Arie – daneben sortiert der Diener eines Rebellen und Rivalen seine Marterwerkzeuge: Seile, Knebel, Spielzeugpistolen. Action pur. Oder: Sex and crime als Ingredienzien eines frivolen Musiktheaters gegenwärtigen Zuschnitts. „Locker vom Hocker“ erzählt der US-Regisseur James Darrah von einem Intrigantenstadl zur Musik von Georg Friedrich Händel. Stile und Zeiten purzeln durcheinander. Hauptsache, der Schmäh rennt. Machtspiele, Lust, Begierden sowie größere und kleinere persönliche Katastrophen ziehen flott über die Bühne.

Ob sich das für eine „Opera seria“ schickt, scheint nicht so wichtig. Darrah hat die großen heroischen Gefühle der Barockoper entschleunigt und mit feinfühligem Humor und Spielfreude unterlegt. Er parodiert gekonnt. Die Machthaber zeigen viel Bein, denn sie agieren in Unterhosen. Doch das Spiel rutscht nicht in pure Komödiantik ab. Das war schon die Domäne der Marx Brothers in „A Night at the Opera“: Oper als Kunstform wird nicht denunziert. Nur spielt die Handlung in einem Motel in der kalifornischen Wüste, um 1970. „Constantinople“ als Namen der Hütte verweist auf die antikisierende Story-Vorlage aus Ostrom.

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