Doping

Die Russen-Saga: Aufdecker, Vertuscher, Whistleblower

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Weil Russland offensichtlich auch Labordaten manipuliert hat, droht am Montag die nächste Olympiasperre. Doch das ist nur das jüngste Kapitel einer jahrelangen Posse aus Sanktionen, Widersprüchen und zweifelhaften Siegern.

Wien. Wegen gefälschter Beweismittel zeichnet sich eine neuerliche Sperre der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) ab. Ein Gremium der Welt-Anti-Doping-Agentur empfahl, Russland für vier Jahre von Sportereignissen auszuschließen. Das heißt: Russen müssen bei Olympia (2020, 2022), WM, EM etc. wieder unter neutraler Flagge antreten. Die EM 2020 ist nicht betroffen. Bevor am Montag in Lausanne die Entscheidung fällt, ein Überblick über die Causa:

Februar 2014:
Bei Olympia in Sotschi ist Russland erfolgreichste Nation, Putins Sportler gewinnen mit 29 Medaillen die Nationenwertung.


Dezember 2014: ARD-Bericht über systematisches Doping in Russland mit den Whistleblowern Julija Stepanowa (Läuferin) und Ehemann Witali (Ex-Rusada-Mitarbeiter).

November 2015: Die Wada schließt das Moskauer Anti-Doping-Labor, der Leichtathletik-Weltverband suspendiert den russischen Verband. Die Sperre gilt bis heute.

Mai 2016: In der „New York Times“ erklärt Grigori Rodschenkow, Ex-Direktor des Moskauer Anti-Doping-Labors, wie er positive Proben ausgetauscht hat. Die darauf folgende Untersuchung des Kanadiers Richard McLaren deckt Hunderte Vertuschungen und systematisches Staatsdoping auf.


August 2016: Ein kleines russisches Team, 271 Sportler stark, nimmt an Olympia in Rio teil, das Internationale Olympische Komitee spricht keine Kollektivsperre aus.


Februar 2018: Das IOC sperrt Russland für Olympia in Pyeongchang. 168 Russen dürfen als neutrale Athleten teilnehmen. Alina Sagitowa (Eiskunstlauf) und die Eishockey-Männer gewinnen Gold.


Juni 2018: Russland ist Gastgeber der Fußball-WM. Die Fifa verzichtet nach Berichten über Doping im russischen Fußball auf Sanktionen.


September 2018: Trotz heftiger Kritik hebt die Wada die Suspendierung der russischen Anti-Doping-Behörde wieder auf. Bedingung ist die Übermittlung der Daten aus dem Moskauer Labor. Russland händigt die – inzwischen gefälschten – Daten mit großer Verspätung im Jänner 2019 aus.


September 2019. Vier Tage vor der Leichtathletik-WM in Doha erklärt die Wada, dass die Labordaten aus Moskau offenbar gefälscht sind. Verdächtige Proben von 298 Sportlern sind betroffen. Russland bestreitet die Manipulationen.


November 2019: Der frühere polnische Leichtathlet Witold Bańka, 35, wird zum neuen Wada-Präsidenten gewählt und soll sein Amt am 1. Jänner 2020 antreten. Die Entscheidung am Montag über Sanktionen gegen Russland wird eine der letzten in der Amtszeit von Noch-Präsident Craig Reedie (SCO) sein. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2019)

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