"Peter Handkes Nobelpreis zu feiern, wäre für mich eine grobe Heuchelei", schreibt Peter Englund in einem Gastkommentar. Handke gibt heute eine Pressekonferenz. Diese dürfte politisch werden.
Autor Peter Englund, Mitglied der Schwedischen Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, wird die heurige Zeremonie wegen Peter Handke boykottieren. "Ich werde nicht an der diesjährigen Nobelwoche teilnehmen. Peter Handkes Nobelpreis zu feiern, wäre für mich eine grobe Heuchelei. Das ist alles, was ich im Moment zu sagen habe", schreibt Englund in einer Mail an den "Dagens Nyheter".
Der 62-jährige Schriftsteller hatte in den 1990er Jahren für die schwedische Tageszeitung vom Balkankrieg berichtet. Er war von 2009 bis 2015 ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie und damit derjenige, der die Preisträger bekanntgab. Englund platzierte seine Botschaft wenige Stunden vor der offiziellen Nobelpreis-Pressekonferenz mit Handke in Stockholm.
Pressekonferenz mit Handke
Am Freitag beginnen die offiziellen Verpflichtungen für die Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2018, die Polin Olga Tokarczuk, und den Preisträger des Jahres 2019, den Österreicher Peter Handke, in Stockholm. Um 13 Uhr findet in der Schwedischen Akademie eine internationale Pressekonferenz statt.
Fragen, die politische Themen betreffen, sind wahrscheinlich. Tokarczuk hat sich in der Vergangenheit kritisch über die innenpolitische Lage in ihrem Land geäußert. Bei Handke ist es seine Haltung zu Serbien und Jugoslawien, die für ein heftiges Wiederaufflammen einer Debatte gesorgt hat. Diese begleitet den Schriftstellerseit der Veröffentlichung des Reiseberichts "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" 1996 und seiner Teilnahme am Begräbnis des serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic 2006.
Am Samstag halten beide Preisträger ihre Nobelvorlesungen. Die Verleihung der Nobelpreise wird dann am Dienstag, 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, vom schwedischen König vorgenommen. In Stockholm sind Protestaktionen von bosnischen Kriegsopferverbänden angemeldet.
(APA)