Weiterbildung an Hochschulen

Know-how auch ohne Titel

Unis und FH haben ein breites Angebot an Weiterbildungslehrgängen mit und ohne akademischen Titel.
Unis und FH haben ein breites Angebot an Weiterbildungslehrgängen mit und ohne akademischen Titel.(c) Getty Images/iStockphoto (SvetaZi)
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Für den einen muss es ein Mastertitel sein, für den anderen reicht der Abschluss als „Akademischer Experte“. Was sind die Eigenheiten und Vorteile dieser Weiterbildungsschiene?

Ein einschlägiger Master ist die offensichtlichste Option der akademischen Weiterbildung. Daneben gibt es aber akademische Lehrgänge, die – auch ohne Titel – in vielen Fällen ihren Zweck erfüllen. In Pflegeberufen beispielsweise sind Weiterbildungen vorgeschrieben, die meist einer Spezialisierung gleichkommen. Da braucht es eben keine Akademiker, sondern akademische Experten: „Unser Lehrgang für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege etwa stellt ein klares Weiterbildungsangebot für jene dar, die bereits einen entsprechenden Bachelor haben“, sagt Martin Pöllinger, Leiter der Abteilung Weiterbildung, Studienadministration und studienrechtliche Angelegenheiten an der FH Joanneum.

Während man für ein Masterstudium Inhalte im Gegenwert von mindestens 90 ECTS-Punkten erarbeiten muss, reichen für das akademische Expertentum im Regelfall 60 Credits – bei entsprechend kürzerer Studiendauer und oft auch ohne größere Abschlussarbeit. „Manche wollen keine Masterthesis schreiben und inskribieren zuerst einen akademischen Lehrgang. Für viele ist aber gerade das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten eine Herausforderung“, sagt Thomas Ratka, Vizerektor für Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung an der Donau-Universität Krems. Der Titel Akademischer Experte werde normalerweise nur an Universitäten und Fachhochschulen vergeben. Gut die Hälfte aller Studiengänge an der Donau-Uni werden mit der Möglichkeit angeboten, in einem ersten Schritt als Akademischer Experte abzuschließen.

Kein Weg in die Wissenschaft

Akademische Experten „nehmen ein vertiefendes fachliches Wissen im gewählten Fachbereich mit und können in der Folge Spezialaufgaben im Gesundheitswesen übernehmen“, erklärt Walter Draxl, Geschäftsführer der FH Gesundheit in Tirol. Für einen Lehrgang mit diesem akademischen Abschluss entscheiden sich laut dem Fachmann einerseits Personen, „die die formalen Zugangsvoraussetzungen für einen Masterlehrgang nicht zur Gänze erfüllen, und andererseits solche, die eine fundierte fachliche Weiterbildung anstreben, aber nicht unbedingt eine Vertiefung ihrer wissenschaftlichen Kompetenzen wünschen“, erklärt Draxl.

Seit 2003 dürfen Fachhochschulen den Titel Akademischer Experte vergeben, die Universitäten bereits wesentlich länger. An der Universität Salzburg beispielsweise kann man entsprechende Lehrgänge belegen, die so gestaltet sind, „dass sie zu Kompetenzen führen, die mindestens Niveau 5 des Nationalen Qualifikationsrahmens entsprechen. Diese berufsbegleitenden Lehrgänge haben meist eine starke praxisorientierte Ausrichtung und dienen der Weiterbildung. Für diese Lehrgänge reichen oft die allgemeine Universitätsreife und entsprechende Berufserfahrung als Aufnahmekriterium“, erläutert Matthias Freynschlag, Koordinator für Weiterbildung und Bologna an der Universität Salzburg.

Nicht nur bezüglich der geforderten ECTS-Punkte bieten die „Lehrgänge universitären Charakters“ mehr Freiraum als ein Masterstudium, sondern auch die Zulassungsvoraussetzungen sind in der Regel weniger streng – wobei bei so manchem Weiterbildungsmaster der Bachelor durch Berufspraxis ersetzt werden kann. „Im Unterschied zu den bolognakonformen Regelstudien müssen alle Studierende von Weiterbildungsstudien Berufserfahrung vorweisen und somit beruflich qualifiziert sein“, sagt Natalie Völk, Leiterin des Zentrums für akademische Weiterbildung an der FH Wien der WKW. Für ein zweisemestriges akademisches Expertenstudium seien dort erste Berufserfahrungen ausreichend.

Horizonterweiterung

Auch wenn man sich keinen neuen Titel auf die Visitenkarte heften kann – Lehrgänge zum akademischen Expertentum haben ihre Vorteile. So bieten sie meist ein theoretisches Fundament für praktisch erworbene Kenntnisse. Auch der häufig kolportierte Blick über den Tellerrand hilft, beispielsweise auf strategische Aspekte: „Absolventen sind geübt, die Perspektiven innerhalb des eigenen Unternehmens zu öffnen, regelmäßig nach außen auf den Markt zu blicken und interdisziplinärer zu denken“, erklärt Völk.

Information

Universitätslehrgänge oder Lehrgänge universitären Charakters dienen der Weiterbildung. Sie können mit einem Master abgeschlossen werden, müssen aber nicht.
Wer mindestens 30 Semesterstunden absolviert hat, bekommt die Bezeichnung „Akademische/r . . .“ mit einem Zusatz, der den jeweiligen Lehrgang charakterisiert. Seit 2003 dürfen auch FH solche Lehrgänge anbieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2019)

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