Migration

NGO: Lage an serbisch-ungarischer Grenze wie 2015

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Hunderte Migranten außerhalb von Lagern und zeltend im Wald nahe der Grenze. Unterdessen wurden auf Sizilien Schlepper verhaftet, die unter Migranten waren, die ein NGO-Schiff angelandet hatte.

Es braut sich etwas zusammen auf dem Balkan: In Nordserbien halten sich Berichten von Medien und einer NGO zufolge Hunderte Migrationswillige vor allem aus Nahost und anderen Teilen Asiens offenbar mit dem Ziel auf, nach Ungarn einzudringen und weiter nach Westen zu gelangen. Die Lage sei, obwohl es sich von der Zahl her noch um einen großen Unterschied handelt, durchaus mit jener während der Flüchtlingskrise 2015 zu vergleichen, sagte der Mitarbeiter der NGO "Osteuropäische Mission", Tibor Varga. Demnach lagerten Migranten auch in Wäldern, wo sie Zelte aufgestellt hätten.

Alleine auf dem Gebiet der nordserbischen Stadt Sombor lebten einige hundert Flüchtlinge außerhalb der dortigen offiziellen Camps, sagte Svetlana Palić vom serbischen Regierungskommissariat für Migration. Laut Varga befinden sich in der Stadt Subotica etwa 100 Flüchtlinge im Umfeld des Bahnhofs. Weitere Migranten seien in Horgos unweit des Grenzübergangs zu Ungarn gesehen worden. Sie bemühten sich, beim Dorf Martonos den Grenzfluss Theiß illegal zu passieren.

Erst kürzlich hatten die Behörden rund 400 Flüchtlinge aus dem Grenzgebiet in ein Flüchtlingslager im südserbischen Presevo verlegt. Landesweit gebe es noch Platz für 1600 Menschen in Flüchtlingslagern, in denen sich insgesamt 4400 Menschen befänden.

Gewaltszenen anno 2015

Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR wurden heuer in Serbien 27.000 Migranten registriert, doppelt so viele wie im Vorjahr. In Kroatien und Bosnien haben sich ebenfalls wieder Abertausende Migranten angesammelt.

Im Sommer und Herbst 2015, während des bisweilen auch „Völkerwanderung" genannten Massenansturms von Flüchtlingen und Migranten auf Europa, hatten Migranten wiederholt versucht, mit Gewalt über die serbisch-ungarische Grenze und Grenzsperren zu kommen, und dabei auch Wurfgeschosse benutzt. Zeitweise kamen damals mehrere Tausend Menschen an der ungarischen Grenze an. Die Folge war der Bau eines Grenzzauns auf ungarischer Seite gegenüber Serbien und Kroatien, was vielfach, vor allem im linksliberalen Milieu, schwer kritisiert wurde, aber doch zu einer starken Reduktion des Ansturms bzw. dessen Umleitung über „weichere" Regionen und Grenzen führte.

Schlepper unter „Alan Kurdi"-Migranten

Unterdessen wurde am Freitag bekannt, dass sich unter jene etwa 60 Migranten aus Afrika, die das deutsche NGO-Rettungsschiff „Alan Kurdi“ kürzlich im Mittelmeer aufgenommen und nach Sizilien gebracht hatte, mehrere Schlepper gemischt hatten. Die italienische Polizei nahm in Messina drei junge Männer aus Somalia, Senegal und dem Sudan fest. Sie sollen beträchtliche Summen kassiert haben, um die Migranten nach Italien zu bringen. Dabei hätten sie deren Leben aufs Spiel gesetzt und sie schlecht behandelt, berichtete die Polizei.

APA/AFP/MATTHEW MIRABELLI

Erst im November war eine Studie bekannt geworden, wonach die Anwesenheit von Seenotrettungsschiffen sehr wohl eine gewisse Motivation für Schlepper, und damit Migranten, ausübt. Eine solche im Sinn eines „Anziehungsfaktors" wird von den betreffenden NGOs, Menschenrechtlern und anderen Gruppen in der Regel verneint.

"Such- und Rettungsoperation stellen die Schmuggler eindeutig besser, weil sie in der Lage sind, zumindest teilweise die Sicherheitsgewinne der Operationen für sich einzunehmen. Seerettungsoperationen hatten die unbeabsichtigte Folge einer gestiegenen Zahl von Überfahrten und der Verlagerung der Überfahrten von sicheren Booten auf weniger sichere", resümierten Claudio Deiana (Universität Cagliari), Vikram Maheshri (Universität Houston) und Giovanni Mastrobuoni (Universität Turin) in ihrem Papier mit dem Titel "Irregular Migration and the Unintended Consequences of Search and Rescue Operations in the Central Mediterranean Sea".

Die Forscher bauten ihre Studie, welche die Jahre 2009-2017 erfasst, auf Daten der italienischen Küstenwache, der EU-Grenz- und Küstenwache Frontex sowie von Nichtregierungsorganisationen auf.

(APA)

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