Gedenken

Merkel: Kein Schlussstrich unter NS Morde

Merkel und Morawiecki vor der Schwarzen Wand im Stammlager Auschwitz.
Merkel und Morawiecki vor der Schwarzen Wand im Stammlager Auschwitz.(c) VIA REUTERS (AGENCJA GAZETA)
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Kanzlerin Merkel besuchte ehemaliges NS-Konzentrationslager Auschwitz.

Warschau. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Freitag bei einem Besuch im ehemaligen NS-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau erklärt, es dürfe keinen Schlussstrich unter die barbarischen Verbrechen des Nationalsozialismus geben. Zusammen mit dem polnischen Regierungschef Mateusz Morawiecki und im Beisein jüdischer Vertreter und letzter Überlebender besuchte sie einen Teil des Auschwitz-Museums am Stadtrand der heutigen polnischen Kleinstadt Oświęcim. Schwarz gekleidet durchschritten die beiden das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“.

Die deutschen Besatzer hatten im KZ Auschwitz-Birkenau zwischen 1941 und Anfang 1945 über eine Million Menschen ermordet, die meisten darunter waren Juden aus ganz Europa, dazu Sinti und Roma. In den Anfangsjahren wurden aber auch viele nicht-jüdische Polen ermordet. Merkel und Morawiecki legten an der sogenannten Schwarzen Wand im Stammlager Auschwitz, wo es zu vielen Exekutionen gekommen war, Kränze nieder und hielten für eine Schweigeminute inne.

Am Nachmittag begaben sich beide Regierungschefs ins rund drei Kilometer entfernte Vernichtungslager Birkenau. „Ich empfinde tiefe Scham angesichts der barbarischen Verbrechen, die hier von Deutschen verübt wurden“, sagte Merkel. „Einen Schlussstrich kann es nicht geben und auch keine Relativierung“, mahnte sie und warnte zugleich vor dem zunehmenden Antisemitismus. Morawiecki warnte vor dem Vergessen, das sich mit dem Tod der letzten Zeitzeugen zu verstärken drohe. „Polen sieht sich dazu verpflichtet, die Erinnerung zu bewahren und zu pflegen.“ Anlass für Merkels Besuch war das zehnjährige Bestehen der Stiftung Auschwitz-Birkenau, die sich für Erhalt und Erforschung des früheren KZ einsetzt. Berlin will den deutschen Stiftungsbeitrag von 60 auf 120 Millionen Euro verdoppeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2019)

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