Leitartikel

Warum die Briten einen Luftikus wie Johnson wählen

Boris Johnson.
Boris Johnson.(c) APA/AFP/POOL/PETER NICHOLLS
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Mit dem Wahlversprechen, den Brexit endlich zu erledigen, trifft Johnson die Stimmung im Land. Seine größte Stärke ist aber die Schwäche seines Gegners.

Boris Johnson hat bekanntermaßen ein lockeres Verhältnis zur Wahrheit – und zu seinen eigenen Standpunkten. Wenn es ihm nützt, wechselt er abrupt die Richtung, als säße er nicht im britischen Ministerpräsidentenamt, sondern im Autodrom. Sein Geschwätz von gestern interessiert ihn selbst am wenigsten: All seinen Ankündigungen zum Trotz hat er Nordirland in seinem Brexit-Deal fallengelassen, das EU-Austrittsdatum verschoben und versucht, das Parlament auszuhebeln. Seine liberalen Wurzeln hat Londons Ex-Bürgermeister längst ausgejätet. Im Wahlkampf wirbt er mit einer sozial-konservativen Agenda und einem Milliarden-Investitionsprogramm, das Margaret Thatcher noch im Grab erröten lässt. Man kann das Opportunismus nennen oder Pragmatismus – vertrauensfördernd sind solche Kehrtwenden jedenfalls nicht.

Die Liste der gebrochenen Versprechen Johnsons ist inzwischen länger als der Bart des Weihnachtsmanns. Das müsste seine Landsleute eigentlich skeptisch stimmen. Die neueste Verheißung des britischen Premiers ist allerdings dermaßen verlockend, dass sie die Mehrheit der Wähler auch wider besseres Wissen unbedingt glauben will: Johnson sichert den Bürgern ein Ende aller Brexit-Debatten zu, sofern sie seine Tories wählen.

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