Übernahme

AMS schreibt Wirtschaftsgeschichte

Osram Lampen-Produktion
Osram Lampen-Produktion(c) Getty Images (Johannes Simon)
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Der Übernahmekrimi nimmt ein versöhnliches Ende. Der steirische Sensor-Hersteller übernimmt den deutschen Lichtkonzern Osram. Im zweiten Anlauf gelingt die größte Übernahme Österreichs.

Wien. Es war die Zitterpartie des Jahres für AMS. Dem steirischen Chip- und Sensor-Hersteller blies viel Gegenwind bei der Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram entgegen. Schließlich hat es AMS dennoch geschafft. Kurz nach Börsenschluss am Freitag gab AMS bekannt, die Annahmeschwelle von 55 Prozent überschritten zu haben.

Die Frist für die zweite Offerte war am Donnerstag um Mitternacht abgelaufen. Im Oktober war der erste Anlauf gescheitert. Mit 4,6 Milliarden Euro ist es die größte Übernahme eines österreichischen Konzerns.

Enge Zusammenarbeit geplant

„Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, die Mindestannahmeschwelle unseres Angebots für Osram zu erreichen", sagt Alexander Everke, Vorstandsvorsitzender von AMS. „Wir wollen durch den Zusammenschluss von AMS und Osram einen weltweit führenden Anbieter von Sensorlösungen und Photonik mit Sitz in Europa schaffen", sagt Everke weiter. Er verspricht, auf Grundlage des gemeinsamen Ziels „eng mit dem Osram-Management und allen Stakeholdern von Osram“ zusammenzuarbeiten.

Gleichzeitig wirbt er bei den Aktionären, die ihre Osram-Aktien noch nicht angedient haben. Sie haben im Rahmen der Nachfrist noch bis zum 24. Dezember 2019 Zeit, das nachzuholen. Allerdings hoffen die Investoren auf ein größeres Stück vom Kuchen im Anschluss an das öffentliche Verfahren, wenn AMS seine Anteile in einem zweiten Schritt auf mindestens 75 Prozent aufstocken will.

Schlechtes Feedback von Hedgefonds für Everke

Ein Großteil der verbleibenden Osram-Anteile dürfte in den Händen von Hedgfonds und Arbitragehändlern liegen. Bis zuletzt ging Everke bei ihnen Klinken putzen und war zu Gesprächen in New York und London unterwegs. Diese Treffen dürften gefruchtet haben, obwohl das Feedback nicht so positiv ausfiel. Ein Hedgefondsmanager sagte zur „Presse“: „Die Leute haben ängstlich ausgesehen, und die Situation war mehr als sie tragen konnten.“ Es seien mehr Fragen offen geblieben, als Fragen beantwortet wurden. Zuletzt kamen Fragen zu Everkes Management-Stil auf. Hätte die Übernahme nicht geklappt, hätte er wohl seinen Hut nehmen müssen, heißt es am Markt.

Inzwischen ist auch Osram-Chef Olaf Berlien auf seiner Seite. „Nach dem erfolgreichen Übernahmeangebot für Osram durch AMS können wir nun gemeinsam einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg bringen", sagt Berlien. So versöhnliche Töne gab es nicht immer. Lange wehrte er sich gegen die Übernahme durch den deutlich kleineren Sensorhersteller. Er führte die einstige Siemens-Tochter weg von Glühbirnen, hin zu Leuchtmitteln auf Halbleiterbasis. Zuletzt ging AMS auf Osram zu. Die versprochenen Zugeständnisse sollen von der Ex-Siemens-Vorständin Brigitte Ederer als Mediatorin überwacht werden.

Rückschlag für IG Metall

Es ist vor allem für die IG Metall ein Rückschlag. Sie hatte gegen die Akquisition mobil gemacht. Die einflussreiche deutsche Gewerkschaft meint, dass die Übernahme die „Existenz des gesamten, dann hoch verschuldeten neuen Unternehmens“ gefährde. AMS finanziert das Unterfangen mit hohen Krediten und mit Ausgabe frischer Aktien. Der iPhone-Zulieferer hält dagegen und verweist auf seinen guten Cashflow.

Die meisten Analysten sprachen sich für den Zusammenschluss aus. Die beiden Technologiekonzerne würden sich gut ergänzen. Für das Unternehmen aus Premstätten sind vor allem die Automobiltechnologie und die Photoniksparte interessant. AMS ist auf die Erschließung neuer Märkte und Kunden angewiesen. Der Chip- und Sensorhersteller ist stark abhängig von seinem Hauptkunden, Apple. AMS muss deutlich wachsen, um sich langfristig gegen die Konkurrenz zu behaupten. 2018 machte der Konzern 1,4 Milliarden Euro Umsatz.

(APA)

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