Fernsehen

Ein Film „ohne Rücksicht auf Verluste“

Beklemmend: Eine Woche lang haben Lili Epply und Juergen Maurer durchgehend in einem düsteren Prater-Lokal gedreht.
Beklemmend: Eine Woche lang haben Lili Epply und Juergen Maurer durchgehend in einem düsteren Prater-Lokal gedreht.(c) ORF (Petro Domenigg)
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Am Sonntag sind Juergen Maurer und Lili Epply in Nikolaus Leytners Drama „Südpol“ in ORF2 zu sehen. Im Interview erzählt Epply über die Extremsituation beim Dreh, was sie am Prater mag und wieso sie doch nicht Tänzerin wurde.

Es ist kein ungewöhnliches Schicksal, das Hans Wallentin in die Verzweiflung treibt: Jobverlust und familiäre Schwierigkeiten werfen den Mittvierziger aus der Bahn. Eigentlich will er alles richtig machen, aber er macht dabei alles nur schlimmer – und irgendwann können auch die beruhigenden Klänge von Johann Sebastian Bach nicht mehr helfen. Drehbuchautor und Regisseur Nikolaus Leytner erzählt in „Südpol“ die Geschichte dieses Hans Wallentin, der sich zu einer Verzweiflungstat hinreißen lässt: Er nimmt in einem abgewetzten Lokal im Wiener Prater (dem namengebenden „Südpol“) eine Kellnerin als Geisel. Was er damit bezweckt, weiß er wohl selbst nicht. Es ist ein Moment höchster seelischer Not, der diesen sonst soliden Charakter völlig entgleisen lässt. Leytner nähert sich dem Geschehen mit einem menschlichen, sensiblen Blick, wie er es auch in „Ein halbes Leben“ (mit Josef Hader als Vergewaltiger und fürsorglicher Vater) und im Alzheimer-Drama „Die Auslösung“ (mit Klaus Maria Brandauer und Martina Gedeck) getan hat.


Eine Geisel auf Augenhöhe. Auch diesmal hat Leytner einen hervorragenden Cast zur Verfügung – allen voran Juergen Maurer als Wallentin und Lili Epply („Ostwind“, „Das Sacher“) als Kellnerin Ella, die auch gerade mit ihrem Leben hadert, als sie zur Geisel wird. Schon am Set herrschte Hochspannung. „Alles, was innerhalb des Lokals passiert, haben wir chronologisch an mehreren Tagen nacheinander gedreht. Das bedeutete, jeden Tag aufs Neue in diese Extremsituation reingehen – das war schon speziell zu spielen“, erzählt Epply. „Es gibt keinen Moment, an dem man sich ausruht. Alles ist so zerbrechlich.“ Die intensiven Dreharbeiten merkt man diesem Film auch als Zuschauer an. Die Emotionen wirken auch in der Großaufnahme echt, die Tränen ebenso. „Das hat mich in der Situation auch als Lili Epply sehr berührt, wieso zwei Menschen, die auf der Suche sind, sich in so einer komischen Situation wiederfinden. Da ist alles 1000 Prozent – es gibt keine Möglichkeit auszuweichen.“ Über weite Strecken spielt sich die Handlung in dem düsteren Lokal ab – ein psychologisch aufgeladenes Kammerspiel mit ungewissem Ausgang. Denn Kellnerin Ella ist eine toughe und empathische Person, die Wallentin auf Augenhöhe, aber mitfühlend begegnet. „Es ist für mich ein Film vor allem über die Begegnung, die da stattfindet – eine sehr intensive Begegnung“, sagt sie.

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