Wer zu viele Packerl bekommt, verliert den Überblick und kann nicht mehr jedes schätzen.
Weihnachten

Wie viele Geschenke sind genug?

Das Kind will ein Smartphone, ein Tablet und die Großeltern schenken ihm ein Rad. Manchmal scheint Weihnachten völlig außer Kontrolle zu geraten. Gibt es ein Limit für Geschenke?

Wer sich gruseln wollte, hat sich am Black Friday in die Mariahilfer Straße verirrt. Dort standen schon eine Viertelstunde vor der Öffnung mancher Geschäfte die Leute Schlange. Und als die Türen sich öffneten, rannten sie hinein. Selbst wer nichts kaufen wollte, konnte sich dem Sog fast nicht entziehen. Fast überall stand Minus-20-Prozent auf den Schaufenstern. Was einem unweigerlich das Gefühl gab, erstens, seine Weihnachtseinkäufe nicht genau geplant zu haben und zweitens, irgendetwas zu verpassen.

Weihnachten ist Konsumzeit. Das ist nicht neu. Nur, wann ist sie so außer Kontrolle geraten? Das dachte sich zumindest ein Vater in den USA unlängst, der den Brief seiner Tochter an Santa Claus auf Twitter veröffentlichte. 26 Wünsche standen darauf: Darunter ein Macbook Air, ein iPhone, Apple-Kopfhörer, eine Chanel-Tasche und Gucci-Schlapfen. Umgerechnet waren es Wünsche im Wert von über 15.000 Euro. Das Kind ist zehn Jahre alt. „Meine Tochter muss den Verstand verloren haben“, kommentierte der Vater prompt. Er ist wohl nicht der einzige, der unter dem Geschenkewahnsinn stöhnt und sich fragt, ob schon längst eine Grenze überschritten wurde.

Konsumgesellschaft. „Es sind immer zu viele Geschenke heutzutage. Wir leben in einer Konsum- und Überflussgesellschaft“, kritisiert auch Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger, die unter anderem für ihre Bücher über Tyrannenkinder bekannt ist. Für sie liegt es daran, dass „das Materielle ein Synonym für die Liebe geworden ist.“ Anstatt Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung müsse jeder „ein Ding bekommen“. So türmen sich die Packerln unterm Weihnachtsbaum. „Den Kindern wird das dann als normal präsentiert.“ Dabei würden Kinder bei mehr als sechs Geschenken – da sind kleine Gaben von Geschwistern und Großeltern eingerechnet – den Überblick verlieren. Sie können gar nicht mehr jedem Geschenk Aufmerksamkeit geben und es schätzen.

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