Das Bild einer Igelfamilie, die Studiobühne Villach, die "imperiale Geste der Behauptung eines weltweiten Gesamtsubjekts": Autoren über Handke und den Nobelpreis.

Josef Winkler
Ich halte Peter Handke für den größten europäischen Schriftsteller. Ich wüsste niemanden, der so genau, vielfältig, immer wieder überraschend - und man fragt sich oft "wie ist denn so ein Satz nur möglich, vom Himmel kann er doch nicht gefallen sein!" - mit Sprache umgehen kann im Sinne seiner eigenen Worte: "Mein einziges Talent ist seit jeher die Sehnsucht gewesen; zum Beispiel habe ich nie schreiben können, als Können; etc. (Place de Clichy, Paris)". Ich habe einmal in Holland, unweit vom Meeresufer, eine Igelfamilie gesehen, also zwei große, mehrere winzig kleine Igel. Dieses Bild als Realität habe ich lang bestaunt. Dann habe ich im Roman "Bildverlust" von Peter Handke die Beschreibung einer Igelfamilie gelesen, und ich muss sagen, dass ich öfter an die Beschreibung einer Igelfamilie von Peter Handke denke als an die Igelfamilie, die ich damals unweit vom Ufer des Meeres tief berührt bestaunt habe.
Seit zwanzig Jahren habe ich immer wieder gehofft, dass Handke den Nobelpreis bekommt, und diese Hoffnung habe ich nie aufgegeben. Auf eine glückliche Art und Weise ist mir vor ein paar Jahren ein größeres Ölbild von Peter Handke zugefallen, das er im Alter, wie er sagte, von 18/19 Jahren gemalt und das er mir auch nachträglich signiert hatte. Im vergangenen Sommer habe ich einmal im Bekanntenkreis gemeint: Vielleicht besitze ich kommenden Herbst das Bild eines Nobelpreisträgers!
Marlene Streeruwitz