In dem Moment, wo er den Nobelpreis für seine Literatur bekommt, steht für Handke deren Fundament auf dem Spiel. Das ist sein Problem.
Jahrzehntelang hat der Hölderlin-Verehrer Martin Heidegger der „Verödung des modernen Daseins“ ein „ursprüngliches“ Griechentum gegenübergestellt: eine Welt, in der die Götter noch nicht das Weite gesucht haben. Dann reiste er mit 71 Jahren zum ersten Mal dorthin. Sein Reisebericht „Aufenthalte“ zeugt von der Angst vor dieser Konfrontation, dem „Zweifel, ob das dem Land der entflohenen Götter Zugedachte nicht ein bloß Erdachtes sein könnte und den Denkweg als einen Irrweg erweisen müsste“. Ja, „ob dieses lang gehegte Wesen gar einer Willkür des Vorstellens entsprungen sei“.
Man stelle sich vor, der alte Heidegger wäre seinem Zweifel gefolgt, und der Anker des „anfänglich Griechischen“ wäre gerissen. Es hätte seine Philosophie davongeschwemmt.
Die Reise war ein Schock, mit jeder Besichtigung wurde Heidegger ratloser. Doch zuletzt fand er sein Griechentum doch noch, etwa auf Delos, wo er endlich einmal nur alte Tempel, Himmel und Erde sah.