Interview

„Der Markt ist kein Allheilmittel“

Nach der Öffnung der Märkte ging die Einkommensschere in Osteuropa auseinander, sagt Javorcik.
Nach der Öffnung der Märkte ging die Einkommensschere in Osteuropa auseinander, sagt Javorcik. (c) Caio Kauffmann
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Beata Javorcik, Chefökonomin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, über naive Annahmen und enttäuschte Hoffnungen nach der Wende im Osteuropa.

Die Presse: Sie sind die erste Frau als Chefökonomin der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Wieso hat das so lang gedauert?

Beata Javorcik: In meiner Jugend in Osteuropa hatte ich nie das Gefühl, dass das Geschlecht im Beruf eine Rolle spielt. Das war ein Überbleibsel aus dem Kommunismus. Erst als ich Wirtschaftsprofessorin in Oxford wurde, habe ich entdeckt, dass auf dem Institut von 48 Personen nur zwei Frauen waren. Auch als ich in Yale mein Doktoratsstudium machte, hatten wir nur zehn Prozent Frauen. Ökonominnen in führenden Positionen sind eine recht neue Entwicklung.

Sie sind in Polen geboren und aufgewachsen, zum Studieren in die USA ausgewandert. Wie haben Sie den Fall des Eisernen Vorhangs miterlebt?

Als die Berliner Mauer fiel, habe ich maturiert. Es war eine Zeit der Euphorie, aber auch ein Gefühl der Unsicherheit. Denn schon Anfang der Achtzigerjahre begehrte in Polen die Bewegung Solidarność auf – das endete im Kriegszustand.

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