Gastkommentar

Junge Menschen aus Israel und Österreich zusammenbringen

Israels neuer Botschafter in Österreich, Mordechai Rodgold, über seine konkreten Pläne.

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Meine offizielle Amtszeit als Botschafter des Staates Israel in Österreich begann am 28. November mit der Übergabe des Beglaubigungsschreibens an Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Unmittelbar nach der bewegenden Zeremonie besuchte ich die Nationalbibliothek, um einige Handschriften des Wiener Journalisten Theodor Herzl zu besichtigen. Herzl symbolisiert auf besondere Weise die Verbindung zwischen Österreich und Israel. Als im 19. Jahrhundert immer mehr Juden aus der Diaspora nach Israel zurückkehrten, gab Theodor Herzl dieser Bewegung eine Struktur und ebnete so den Weg dafür, in der historischen Heimat einen modernen Staat aufzubauen.

Die Beziehungen zwischen Österreich und Israel haben sich in den vergangenen Jahren äußerst positiv entwickelt und neue Höhen erreicht. Dabei wurde aber nie die dunkle Vergangenheit vergessen, die immer Teil der Beziehungen sein wird. Österreich hat sich zu seiner Mitverantwortung in der NS-Zeit bekannt und sieht die Sicherheit Israels als Teil seiner Staatsräson. Auf dieser Basis aufbauend, will ich die Beziehungen in verschiedenen Bereichen erweitern. Kulturell besteht bereits ein reger Austausch, zahlreiche Künstler aus Israel und Österreich treten bei Veranstaltungen im jeweils anderen Land auf. Ebenso intensiviert sich die Zusammenarbeit in der Wissenschaft und Technologie. Eines der jüngsten Beispiele ist ein Kooperationsabkommen zwischen den oberösterreichischen Fachhochschulen und der technischen Hochschule in Holon.

Der Satz „Junge Menschen sind unsere Zukunft“ soll keine leere Phrase bleiben – er wird einer der Schwerpunkte meiner Arbeit. Die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern sollen gesichert werden, indem junge Leute beider Nationen einander kennenlernen. Um diesen Austausch zu fördern, haben Israel und Österreich das „Working Holiday Visa Program“ entwickelt; es ermöglicht jungen Leuten, berufliche Erfahrungen im jeweils anderen Land zu sammeln. Junge Österreicher können so beispielsweise in einer der zahlreichen israelischen Hightech-Firmen Erfahrungen sammeln.

„Silicon Wadi“ am Mittelmeer

In den vergangenen Jahren hat sich das Image Israels zum Positiven gewandelt. Das Land ist zu einem Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt geworden, die das „Silicon Wadi“ am Mittelmeer entdecken wollen. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Israel haben sich positiv entwickelt, aber gerade hier gibt es noch Entwicklungspotenzial. 2018 betrug das Handelsvolumen zwischen den Ländern 643 Millionen Euro. Die Hightech-Industrie und Infrastrukturprojekte sind dabei die wichtigsten Zugpferde in den Wirtschaftsbeziehungen.

Die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, wie etwa der Klimawandel, erfordern länderübergreifende Maßnahmen und innovative Ideen. Erst vor Kurzem hat das „Time“-Magazin eine Liste der besten 100 Innovationen veröffentlicht. Neun davon waren aus Israel, insbesondere im Healthcare-Bereich. Dies ist eine bemerkenswerte Leistung für solch ein kleines Land. Eine der vorgestellten Erfindungen war ein Filter, der aus der Luft trinkbares Wasser filtern kann. Angesichts der immer trockener werdenden Sommer ist dies ein Thema, das auch für Österreich in Zukunft wichtiger wird.

Die österreichisch-israelischen Beziehungen stehen auf einer sehr guten Basis. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, sie zum Wohle beider Staaten noch weiter zu stärken und auszubauen.

Mordechai Rodgold studierte Business Administration und Int. Beziehungen an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Nach Stationen in Marokko, der Schweiz und Italien ist er nun Botschafter Israels in Wien.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2019)

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