Österreich zahlt Milliarden an die Familien. Mehr Kinder werden es trotzdem nicht. Da kann das Sparpaket doch nicht schmerzen. Oder?
Rund 235 Millionen Euro muss das Familienressort 2011 sparen, und in den Jahren darauf wird es noch gröbere Einschnitte vornehmen müssen. So will es das Sparpaket, das die Koalition im Herbst schnüren wird. Der Aufschrei der Familien und der Opposition ist ihr sicher: Wo kämen wir denn da hin, wenn plötzlich weniger Kindergeld oder Familienbeihilfe an Eltern und Kinder flösse?
Der neue Familienbericht des zuständigen Wirtschaftsministeriums verleiht den Kritikern aber nicht gerade Rückenwind. Seit Jahren macht die Regierung Milliarden für Familien locker – mehr gibt es nur noch für Alter und Gesundheit. Und trotzdem will sich der volkswirtschaftlich ersehnte Kindersegen nicht einstellen. Zwar wünscht sich die typische Österreicherin zwei Kinder, am Ende sind es aber statistische 1,4. Da hilft auch die zunehmende Zahl der Kinderbetreuungsplätze nichts: Wie der Familienbericht zeigt, sind es weniger die Sorgen um den Wiedereinstieg und ums Geld als private Sorgen, die frau vom Kinderkriegen abhält. Fehlt der „richtige Mann“, dann gibt es keine Kinder (mehr). Punktum.
Wie die Politik das noch richten könnte? Vor mehr Betreuungsplätzen braucht sie sich deswegen nicht zu drücken – das schlechte Abschneiden im EU-Vergleich ist ein klarer Auftrag. Nur braucht es offenbar intelligentere Lösungen. Wenn österreichische Politiker(innen) im Schlafzimmer mit den Geldscheinen winken, törnt das nicht an.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2010)