Großbritannien

Johnson wettert gegen Hugh Grant, BBC und Journalisten

APA/AFP/POOL/BEN STANSALL
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Vor der Parlamentswahl am Donnerstag sorgt der britische Premier mit einer Wahlkampfwerbung, mit einer Diskussion um Rundfunkgebühren und einem Wutausbruch gegenüber einem Reporter für Kritik.

Der britische Premierminister Boris Johnson sorgt kurz vor der Parlamentswahl am Donnerstag gleich in mehrerer Hinsicht für Schlagzeilen: Nicht nur, weil er im Fall eines Wahlsiegs die Gebührenfinanzierung der britischen Rundfunkanstalt BBC überprüfen lassen will. Die BBC wird, ähnlich wie der Österreichische Rundfunk, über ein Gebührensystem finanziert. Man müsse sich fragen, ob diese Art der Finanzierung langfristig Sinn habe, sagte der Regierungschef bei einer Wahlkampfveranstaltung am Montag.

Auch in der Auseinandersetzung um Johnsons Pläne für das britische Gesundheitssystem NHS lieferte der Premier neuen Zündstoff. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist ein wesentliches Wahlkampfthema vor dem Urnengang am 12. Dezember. Johnson nahm am Montag einem Reporter des Fernsehsenders ITV das Handy aus der Hand. Der Journalist wollte dem Premier das Foto eines Vierjährigen mit einer Sauerstoff-Atemmaske zeigen, der in einem Krankenhaus auf dem Boden des Warteraums schläft. Der Bub, bei dem später eine Mandelentzündung und Durchfall diagnostiziert wurden, soll sieben Stunden in dem Warteraum verbracht haben.

Erst, nachdem Johnson dem Reporter das Handy aus der Hand genommen und in seine Tasche gesteckt hatte, zeigte er sich bereit, das Foto anzusehen.

Johnson stellt Szene aus „Tatsächlich Liebe“ nach

Zusätzlich sorgte der Chef der konservativen Tories mit einer an den Liebesfilm "Love Actually" angelehnten Werbung für Aufsehen. In dem über Twitter rasend schnell verbreiteten Beitrag spielt der konservative Parteichef eine Schlüsselszene nach. Ein Mann gesteht mit Botschaften auf Pappschildern der Frau eines Freundes seine Liebe. Der Film, auf Deutsch unter dem Titel "Tatsächlich ... Liebe" bekannt, kam im Jahr 2003 in die Kinos.

Johnson macht sich die Szene zu eigen: Er klingelt in dem Beitrag zur Weihnachtszeit an der Haustür einer Frau und bittet sie mit Hilfe von Botschaften auf Schildern, seine Konservative Partei zu wählen ("Vote Conservative actually"). Auf einem der Schilder heißt es in Anspielung auf Labour-Chef Jeremy Corbyn: "Der andere könnte gewinnen." Der Beitrag mit Weihnachtsflair, Bezug zum Kinofilm und einem Seitenhieb auf Hugh Grant, der im Original eine der Hauptrollen spielt, sorgte für Aufsehen in Großbritannien.

Enges Rennen in mehreren Wahlkreisen

Grant ist einer der schärfsten Kritiker Johnsons und unterstützt Kandidaten von Oppositionsparteien. Er zieht mit ihnen von Haustür zu Haustür, um die Briten zum taktischen Wählen zu animieren. Nach wie vor haben die Konservativen in Umfragen die Nase vorne. Doch Johnson kann sich eines Sieges aufgrund des Mehrheitswahlrechts in Großbritannien nicht sicher sein: In vielen Wahlkreisen liefern sich seine Tories und die Labour Party ein sehr enges Rennen.

Kurz nachdem Johnson seinen Beitrag getwittert hatte, meldete sich die Labour-Kandidatin Rosena Allin-Khan zu Wort und warf Johnson vor, ihre Idee für die Wahlwerbung gestohlen zu haben. Auch sie hatte die Schlüsselszene des Liebesfilms nachgeahmt - aber für Labour damit geworben. Sie hatte ihren Beitrag am 22. November veröffentlicht. Johnson führt derzeit eine Minderheitsregierung an und will sich mit der Neuwahl mehr Unterstützung für sein Brexit-Abkommen sichern.

(APA/dpa/red.)

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