Kindermangel liegt meist am falschen Partner

(c) AP (Michael Probst)
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Die Zahl der Familien nimmt zu, der Kinderwunsch erfüllt sich hingegen nur zum Teil. Im Bereich der Kinderbetreuung bleibt Frauen die Hauptarbeit, Männer beteiligen sich zunehmend.

WIEN. Zehn Prozent aller Sozialausgaben in Österreich gehen an die Familien, allein 2006 waren es 7,4Milliarden Euro. Trotzdem hat die Regierung ihr Ziel noch nicht erreicht, dass mehr Frauen in Österreich Kinder auf die Welt bringen – und das in größerer Zahl. Die Österreicherinnen wollen zwar Kinder, die Mehrheit will am liebsten zwei. Tatsächlich bleiben sie mit statistischen 1,4 Kindern aber weit hinter dem selbst gesteckten Ziel zurück. Und das nicht nur, weil sie einen finanziellen Engpass nach der Geburt befürchten – als Hauptsorge nennen die meisten Frauen, aber auch Männer, dass ihnen der richtige Partner bzw. die richtige Partnerin für die Gründung einer Familie fehle.

Leben sie mit einem Partner bzw. einer Partnerin und Kindern zusammen, dann klappt es aber auch im Haushalt gar nicht so schlecht: 49Prozent der Frauen geben ihren Partnern sogar Höchstnoten, wenn es um die Betreuung der Kinder geht – obwohl sie insgesamt noch immer mehr Einsatz leisten als die Männer. Das zeigt der „5. Österreichische Familienbericht“ zu den Jahren 1999 bis 2009, den Familienstaatssekretärin Christine Marek (ÖVP) am Montag in Wien präsentiert hat.

Wichtige Ergebnisse im Detail:


Mehr Familien, weniger Ehepaare: 2007 gab es dem Bericht zufolge bereits mehr als 2,3 Millionen Familien, die als Ehepaare, als Lebensgemeinschaften oder als Alleinerziehende mit Kindern in einem Haushalt lebten – nach 2,2Millionen Familien im Jahr 2001. Für die Zeit bis 2050 prognostizieren die Autoren sogar einen Zuwachs bei den Familien von rund zwölf Prozent auf 2,6 Millionen.

Die typische Familie – verheiratete Eltern, in einem Haushalt mit ihren Kindern – wird es dann aber nicht mehr geben. Immer mehr Ehepaare werden ohne Kinder zusammenleben. Ihr Anteil wird von 30,6Prozent im Jahr 2007 auf 37,3Prozent im Jahr 2050 steigen. Gleichzeitig wird der Anteil von Ehepaaren mit Kindern im Haushalt von 40,8 auf 29,8 Prozent sinken. Weil seltener geheiratet wird, wird der Anteil von unverheirateten Paaren, die mit Kindern in einem Haushalt leben, von 6,7 auf 8,5 Prozent im Jahr 2050 zunehmen.


Kinderwunsch übertrifft Kinderzahl: Die Geburtenrate wird von aktuell 1,4 auf 1,5 Kinder pro Frau im Jahr 2029 steigen, der Wert wird sich dann stabil auf diesem Niveau halten. Dabei wünschen sich schon jetzt nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer durchschnittlich zwei Kinder. Bei den Männern steigt die gewünschte Anzahl mit dem Alter, bei den Frauen sinkt sie.


Hilfe der Männer zählt: In Haushalten, in denen Männer zumindest einen Teil der Kinderbetreuung allein erledigen (in elf Prozent der Haushalte), wünschen sich Frauen heute eher ein zweites Kind. Das gilt auch überall dort, wo mindestens eine Aufgabe von beiden Geschlechtern gleich oft erledigt wird: zum Beispiel die Kinder anziehen, zu Bett bringen oder ihnen bei den Hausübungen helfen.

Obwohl die Kinderbetreuung noch immer vor allem in den Händen der Frauen liegt, sind diese zu insgesamt 65 Prozent „höchst“ oder „sehr zufrieden“ mit der Aufteilung.


Sorge um Partner und Geld: Ob sie in den nächsten drei Jahren Kinder bekommen, hängt für 49 Prozent der Frauen und für 47 Prozent der Männer „sehr stark“ vom richtigen Partner bzw. der richtigen Partnerin ab. Damit übertreffen persönliche Überlegungen stark wirtschaftliche Bedenken. Nur 13Prozent der Männer und 20Prozent der Frauen nennen die „eigene finanzielle Situation“ als sehr wichtig für die Entscheidung.


Bei Betreuungsplätzen hinten: Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fällt schwer ins Gewicht. Bei der Betreuung der unter Dreijährigen liegt Österreich noch weit hinter dem gemeinsamen EU-Ziel von 33 Prozent (siehe Seite 2). Auf dem Land ist das Problem insgesamt größer als in der Stadt – dies unter anderem aufgrund von kürzeren Öffnungszeiten.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass der Kinderwunsch am ehesten dort realisiert wird, wo besonders viele Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen und Frauen früh in den Beruf zurückkehren – so zum Beispiel in Frankreich und Belgien. Im EU-Vergleich schließt Österreich bei den Familien mittelmäßig ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2010)

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