Universität

„Für ein starkes Wissenschaftsressort“

Sabine Seidler.
Sabine Seidler.(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Die neue Rektorenchefin, Sabine Seidler, ist angesichts der Regierungsverhandlungen optimistisch. Das geforderte Budgetplus von 2,1 Milliarden Euro sei wohlüberlegt.

Wien. Gepoltert wird an der Spitze der Universitätenkonferenz in Zukunft wohl eher nicht werden. Das zeigte sich schon beim ersten Termin der neuen Rektorenchefin, Sabine Seidler: Die TU-Wien-Rektorin geht ihr Amt recht unaufgeregt an. „Sie sollen es gut machen“, sagte Seidler auf die Frage nach ihren Forderungen an die türkis-grünen Regierungsverhandler. „Soweit ich die Verhandlungsteams kenne, bin ich optimistisch, dass für die Unis etwas Gutes rauskommt.“

Was nicht bedeutet, dass Seidler – die diesen Montag von ihren Kollegen für die kommenden zwei Jahre zur Präsidentin gewählt wurde – nicht mit klaren Vorstellungen ins Amt startet. Die sieben Forderungen, die die Universitäten erst unlängst an die Politik richteten – von einem deutlichen Budgetplus über eine Exzellenzinitiative und mehr Verbindlichkeit im Studium bis hin zu einem eigenen Wissenschaftsressort („Die Presse“ berichtete) –, seien selbstverständlich nach wie vor aufrecht. „Daran wird sich sicherlich nichts ändern.“

„Ich spreche mich seit Jahren für ein starkes Wissenschaftsministerium aus“, sagte Seidler zur Frage nach der Ressortorganisation. Ein solches solle Grundlagenforschung und angewandte Forschung bündeln. „Wenn man Innovation Leader werden möchte, muss man die Wertschöpfungsketten schließen. Das wäre leichter, wenn der Themenkomplex in einer Hand wäre.“

Außerdem seien die Unis in dem großen Bildungsministerium zuletzt immer im Hintergrund gestanden – auch weil die meistdiskutierten Probleme weitgehend gelöst gewesen seien, das Uni-Budget und die Studienplatzfinanzierung. Aber: In einem gemeinsamen Ministerium werde die Gewichtung immer in Richtung Bildung gehen, sagte Seidler. „Die Zahl der Baustellen war wesentlich höher, und das wird auch in Zukunft so sein.“

Deutlich mehr Budget für Unis

Dass es für die Universitäten nochmals deutlich mehr Budget brauchen wird, ist für Seidler klar. Es geht um 2,1 Milliarden Euro für die drei Jahre ab 2021, mit denen das Uni-Budget auf über 13 Milliarden Euro steigen würde. Das geforderte Plus – laut Seidler ein „wohlüberlegter Finanzierungsbedarf“ – setzt sich dabei neben rund 700 Millionen Euro für Teuerungseffekte unter anderem aus gut 500 Millionen Euro für Infrastruktur sowie jenen 500 Millionen Euro zusammen, die für die zweite Umsetzungsphase der Studienplatzfinanzierung veranschlagt sind. Quasi als Vorarbeit brauche es eine Überprüfung der Pilotphase der Studienplatzfinanzierung. Diese müsse im kommenden Jahr passieren – denn das Uni-Budget muss im Herbst stehen.

Was die Forderung nach mehr Mitteln für den Forschungsfonds FWF angeht, gibt Seidler ebenfalls etwas zu bedenken: In den kommenden beiden Jahren werde die Zahl der potenziellen Antragssteller um rund 300 steigen – weil mit dem Budgetplus für die Studienplatzfinanzierung 300 zusätzliche Professoren berufen werden. Damit müsste auch die Zahl der Anträge, die gefördert werden, steigen. Derzeit trifft das nur auf jeden fünften Antrag zu: Das sei deutlich unter dem internationalen Schnitt.

Klimabewegung unterstützen

Die Universitätenkonferenz selbst will sich indes unter anderem der Frage widmen, wie die Universität der Zukunft aussehen soll: welche Absolventen man brauche, welche Kompetenzen man diesen vermitteln müsse und wie Lehre in Zukunft aussehen könne. Außerdem ist eine Initiative zum Know-how-Transfer geplant, auch die Wissenschaftskommunikation soll unter dem Titel „Ideen, die unser Leben verbessern“ verstärkt werden.

Nachhaltigkeit wird ebenfalls ein Thema sein, sagte die neue Rektorenchefin. Nicht zuletzt, weil die Wissenschaft – neben dem eigenen Handeln – ein zentraler Ansatz sei, um die Klimaprobleme zu lösen. Die „Fridays for Future“-Bewegung sieht sie dabei quasi als Verbündete. Die Proponenten der Bewegung würden nämlich evidenzbasiert argumentieren. „Und wir wollen diese Evidenzbasierung nach Kräften unterstützen.“

ZUR PERSON

Sabine Seidler (58) wurde von den Uni-Rektoren am Montag zur neuen Präsidentin der Universitätenkonferenz gewählt. Die Werkstoffwissenschaftlerin steht seit 2011 an der Spitze der Technischen Universität Wien, wo sie erste Rektorin, erste Vizerektorin und erste Professorin war. Ihr Stellvertreter in der Universitätenkonferenz ist der Rektor der Uni Klagenfurt, Oliver Vitouch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2019)

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