Morgenglosse

Casinos? Warum eigentlich kein Börsegang?

Staatseinfluss und Parteibesetzungen wären in Zukunft so völlig ausgeschlossen.

Eine der heftigsten unternehmerischen Fehden der vergangenen Jahrzehnte wurde beendet: Novomatic verkauft ihre Anteile an den Casinos an die tschechische Sazka-Gruppe, mit der sie im Clinch lag. Das ist vor allem für unzählige PR-Strategen und sogenannte Litigation-PR-Agenturen eine schlechte Nachricht. Sie verlieren gute Kunden. Für Österreich ist es auf den ersten Blick eine auch nicht so gute, bei näherer Betrachtung aber eventuell sehr wohl. Den mit dem Verkauf und der Streitbeilegung verschwindet Komplexität. Mit einem Mehrheitseigentümer kann und muss sich der Minderheitseigentümer Österreich arrangieren.

Dass übrigens wohl vermutlich die Querelen und Korruptionsermittlungen rund um die Bestellung von FPÖ-Kandidat Peter Sidlo vermutlich mit Unterstützung von Novomatic wohl auch diese Entscheidung ausgelöst oder zumindest beschleunigt haben, geht als Fußnote in die österreichische Zeitgeschichte ein. Der Millionendeal und Ausverkauf an ein Unternehmen im Nachbarland wäre somit direkte Konsequenz des Ibiza-Videos. Das hätten sich weder die halbkriminellen Macher noch die Veröffentlicher des Videos gedacht.

Doch was nun? Soll der Staat versuchen, die tschechische Mehrheit zu erweben. Bitte nicht. Oder soll der Staat seine Anteile verkaufen? Natürlich. Aber wie? Warum könnten sich beide Eigentümer nicht zusammentun und gemeinsam die Casinos an die Börse bringen, wie es in Frankreich mit einem vergleichbaren Unternehmen geschah? Der nicht gerade aufregenden Wiener Börse könnte das ebenso etwas bringen wie dem Staatshaushalt und dem tschechischen Eigentümer Millionen. Vor allem aber: Staatseinfluss und Parteibesetzungen wären in Zukunft so völlig ausgeschlossen. Und: Es wäre ein erster Erfolg in einer möglichen türkis-grünen Ära.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Novomatic-Eigentümer Johann Graf
Kordikonomy

Wie es zu dem Casinos-Deal kam

Zwischen Novomatic und der tschechischen Sazka wurde erstaunlich kurz über die Anteile an den Casinos Austria verhandelt. Die eine wollte unbedingt kaufen, die andere unbedingt raus aus dem Fiasko.
ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel.
Glücksspiel

Blümel will Austro-Lösung für Casinos

Tschechen stehen vor der Mehrheit an den Casinos Austria, sollen aber eine Arbeitsplatz- und Standortgarantie abgeben. Unabhängige Aufsicht ist geplant.
NATIONALRAT MIT REGIERUNGSERKLAeRUNG: BLUeMEL
Casinos-Causa

Finanzminister Blümel kündigt unabhängige Glücksspielbehörde an

Ein „Österreich-Paket“ solle die Casinos Austria an den Standort Österreich binden, so der Finanzminister.
Postenbesetzung

Ex-Vorstand Sidlo klagt Casinos Austria

Der frühere FPÖ-Bezirksrat Sidlo will vom Glückspielkonzern 2,3 Mio. Euro. Seine Vergleichsbereitschaft fand bei den Casinos keinen Widerhall.
Novomatic-Chef Harald Neumann im Interview
Interview

„Novomatic bleibt sicher in Österreich“

Novomatic-Chef Harald Neumann spricht erstmals zur Causa Glücksspiel: Warum er den FPÖler Peter Sidlo unbedingt zum Finanzvorstand der Casinos Austria machen wollte. Und warum er letztlich aus dem Glücksspielkonzern aussteigt und Anteile an die Tschechen verkauft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.