Architektur-Aufreger: Wien von innen

Amalienbad
Amalienbad(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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In den Häusern ist Wien oft wienerischer als davor. Aber auch im Inneren verblasst allmählich das Stadtbild.

Dem Alten nachtrauern, das hat in Wien etwa genauso viel Tradition wie die Zukunft fürchten und die Gegenwart schlecht reden. Vor allem auch, wenn man die Stadtgestaltung betrachtet. Und wie jede Stadt hat Wien eher wenig Außen, dafür umso mehr Innen. Das Drinnen allerdings, das kann man sich nicht so gut teilen mit allen anderen Wienern. Außer mit Arbeitskollegen ein Büro oder mit Familienmitgliedern und Mitbewohnern eine Wohnung. Meistens ist die Stadt ja ohnehin schon strikt geteilt. Durch Wände und Besitzansprüche. Denn was nicht gerade Passage oder Durchhaus ist, da darf man nicht so einfach durchschlüpfen. Um das Wien von innen ästhetisch genießen zu können, muss man sich manchmal schon von kollektiven Live-Raum-Erlebnissen aus der eigenen Wohnung weglocken lassen.

Dann darf man noch über prunkvolle Theatertreppen gehen. Oder auf Klos, die man sich selbst nie leisten könnte oder sogar denkmalgeschützt sind. Um in die meisten Innenräume zu gelangen allerdings, braucht man entweder einen Schlüssel, eine Erlaubnis, eine Einladung, eine Eintrittskarte oder ein paar Euro für eine Melange oder einen weißen Spritzer. Die Innenräume muss man sich also stundenweise erkaufen. Manchmal nach dem Schnitzel ist allerdings schon die Frage des Kellners nach dem Kaffee das vorgezogene „Auf Wiederschauen“. Die Drinnen-Zeit ist abgelaufen. Der nächste will ja auch wieder etwas davon haben. Ohne Zeitdruck und Konsumzwang geht’s eigentlich nur mehr auf der Kirchenbank. Aber davon hat Wien zum Glück auch eine Menge.

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