Eine Gruppe von Ex-Sowjetrepubliken um Russland plant, Militärgerät in die Krisenregion zu schicken. Die Entsendung von Soldaten ist vorerst nicht geplant.
Die UNO forderte angesichts der fortgesetzten ethnischen Unruhen im zentralasiatischen Kirgisistan die Einrichtung eines humanitären Korridors. Bis zu hunderttausend ethnische Usbeken sind auf der Flucht, viele schafften es ins benachbarte Usbekistan.
Ein Sprecher der UN-Menschenrechtskommissarin sprach davon, dass die Unruhen "nicht zufällig, sondern orchestriert" seien. Die usbekische Minderheit sprach schon am Montag von mehr als 700 Toten.
Zur Eindämmung der Gewalt in Kirgisistan erwägt eine Gruppe von Ex-Sowjetrepubliken um Russland Militärhubschrauber und -fahrzeuge in das Krisengebiet zu schicken. Das zentralasiatische Land verfüge aktuell über genügend Truppen, brauche aber mehr Ausrüstung, zitierten russische Nachrichtenagenturen den Generalsekretär des Sicherheitsbündnisses OVKS, Nikolai Bordjuscha in Moskau.
Der Vorschlag soll nun in den Mitgliedsstaaten des OVKS beraten werden, zu denen neben Kirgistan und Russland auch Usbekistan, Weißrussland, Armenien, Kasachstan und Tadschikistan gehören.
Vorerst keine Truppenentsendung
Über eine mögliche Entsendung von Truppen sprach Bordjuscha nicht. Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew signalisierte aber, dass dies nicht ausgeschlossen wird: Die Lage in Kirgisistan sei nicht zu tolerieren. Es müsse alles getan werden, um die Gewalt zu stoppen, zitierten russische Nachrichtenagenturen Medwedew.
In Kirgisistan toben die schwersten Auseinandersetzungen zwischen Usbeken und Kirgisen seit 20 Jahren. Bei den Unruhen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit Donnerstag mindestens 124 Menschen getötet und 1609 verletzt. Tausende Usbeken sind in das Grenzgebiet zu Usbekistan geflohen. Die Lage in den kirgisischen Städten Osch und Dschalalabad bezeichnete das Innenministerium als angespannt. Ein Reuters-Augenzeuge in Osch berichtete von Straßenbanden, die in einem Stadtbezirk erneut auf Häuser und Menschen schossen.
Soldaten zum Schutz russischer Einrichtungen
Die kirgisische Übergangsregierung hatte am Wochenende an Russland appelliert, Soldaten zu entsenden. Die Regierung in Moskau entsandte am Sonntag aber lediglich 150 Soldaten zum Schutz russischer Einrichtungen in dem Land.
Die Unruhen haben nicht nur in Russland, sondern auch in den USA für Beunruhigung gesorgt. Beide Länder unterhalten Militärstützpunkte in dem Land. Seit dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Kurmanbek Bakijew im April ist es der Übergangsregierung nicht gelungen, die volle Kontrolle über den Süden des Landes zu übernehmen. Über die genauen Auslöser der Unruhen herrschte auch am Montag Unklarheit.
UN verurteilt Ausschreitungen
Die Regierung wiederholte lediglich Vorwürfe, Anhänger Bakijews stünden hinter den Gewalttaten. Bakijew, der sich in Weißrussland im Exil befindet, ließ erklären, er habe mit der Gewalt nichts zu tun. Zugleich forderte er die Entsendung von OVKS-Truppen, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Laut einem kirgisischen Medienbericht nahm die britische Polizei unterdessen den jüngeren Sohn Bakijews in London fest.
Der UN-Sicherheitsrat hat die blutigen Auseinandersetzung zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen in Kirgisistan verurteilt und zu einer friedlichen Beilegungen des Konflikts aufgerufen. Gleichzeitig rief der Sicherheitsrat zu humanitären Hilfen für die Menschen in dem zentralasiatischen Land auf, wie der mexikanische UN-Botschafter Claude Heller am Montag (Ortszeit) in New York mitteilte. Die 15 Mitglieder des Gremiums hatten sich zuvor über die jüngsten Entwicklungen in der früheren Sowjetrepublik informiert.
(APA)